Montag 28 März 2022, 16:00

Außenseiter bei der Weltmeisterschaft: Vier denkwürdige Augenblicke

  • Die Endrundenauslosung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ findet am Freitag statt

  • In der Gruppenphase des Turniers treffen Mannschaften mit unterschiedlichem Leistungsniveau aufeinander

  • Die Historie der Weltmeisterschaft ist voll von Geschichten über Außenseiter, die über sich hinausgewachsen sind

Fussballromantiker lieben diese Geschichten: Eine Mannschaft, die in der Weltrangliste nicht unbedingt weit oben steht oder die es noch nie zuvor geschafft hat, sich für einen großen Wettbewerb zu qualifizieren oder weit zu kommen, befreit sich endlich aus ihrem Korsett, überrollt wie eine Dampfwalze alles auf ihrem Weg und sorgt für eine Überraschung nach der anderen.

Kein Fussballmärchen ohne Außenseiter. Bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ haben diverse Mannschaften solche Märchen geschrieben.

Deshalb hat FIFA.com vor der Endrundenauslosung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ vier Geschichten über Außenseiter ausgewählt, die bei der WM über sich hinausgewachsen sind. Wohlgemerkt: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

2014: Costa Rica beeindruckt und scheitert am eingewechselten Krul

Bei der Endrundenauslosung der FIFA Fussball-WM Brasilien 2014™ im Dezember 2013 muss sich ein ganzes mittelamerikanisches Land gefragt haben, was es verbrochen haben könnte, um eine so schwierige Vorrunde zu verdienen. Costa Rica fand sich nämlich in Gruppe D mit den beiden europäischen Schwergewichten Italien und England, und dem Halbfinalisten der letzten Weltmeisterschaft, Uruguay, wieder.

Für die Costa-Ricaner war es die vierte WM-Endrundenteilnahme. Ihr bestes Abschneiden bis dahin war das Achtelfinale in ihrem Debütjahr 1990. Obwohl sie sich seit 2006 nicht mehr qualifiziert hatte (damals gab es drei Niederlagen in drei Spielen), überraschte die Concacaf-Mannschaft ihre Gegner und wurde nach zwei Siegen gegen Uruguay (3:1) und Italien (1:0) sowie einem Unentschieden gegen England (0:0) Gruppensieger.

Anschließend besiegten die Spieler von Jorge Luis Pinto im Achtelfinale Griechenland im Elfmeterschießen. Alle Spieler verwandelten ihren Elfmeter – was im Viertelfinale gegen die Niederlande, den Finalisten von 2010, indes nicht mehr gelingen sollte. Nach 120 Minuten stand es 0:0. Das anschließende Elfmeterschießen ging deshalb in die Geschichte ein, weil der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal eigens dafür Torhüter Tim Krul einwechselte.

Costa Rica zog also den Kürzeren beim Vabanquespiel von van Gaal, erlebte aber seine bislang erfolgreichste Weltmeisterschaft.

2002: Heimpublikum trägt Korea Republik bis ins Halbfinale

Bei der ersten Weltmeisterschaft als Gastgeber begeisterte Korea Republik die Fans. Nachdem die Südkoreaner ihre ersten Spiele gut gemeistert hatten und ihre Gruppe – bestehend aus dem damaligen Weltranglistenvierten Portugal, den USA und Polen – als Erster abschlossen, bewiesen sie im Achtelfinale gegen Italien Geduld und glichen in der 88. Minute aus. In der Verlängerung ging der Gastgeber dann in der 117. Minute sogar in Führung gegen die Azzurri, den unterlegenen Finalisten der UEFA EURO zwei Jahre zuvor.

Die Koreaner brachten den Vorsprung über die Zeit und sahen sich danach gleich dem nächsten europäischen Schwergewicht gegenüber: Spanien. Im Viertelfinale gegen die Iberer mussten die Südkoreaner (damals auf Rang 40 der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste) sogar noch mehr Geduld beweisen. Nach einem 0:0 nach Verlängerung musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Pikant dabei: Spaniens Roja waren zwei Tore aberkannt worden. Joaquín verschoss den vierten spanischen Elfmeter – und Südkorea war weiter.

Erst im Halbfinale war für die Taegeuk Warriors schließlich Endstation. Deutschland siegte durch ein Tor von Michael Ballack knapp mit 1:0. Im Jahr 2018 gelang den Südkoreanern eine Art späte Revanche gegen die DFB-Auswahl. Der WM-Titelverteidiger wurde bereits in der Vorrunde ausgeschaltet. Der vierte Platz von 2002 bleibt die beste WM-Platzierung der Südkoreaner.

1998: Kroatiens unvergessliche Premiere

Bei seiner WM-Premiere als unabhängige Nation kannte das von Miroslav Blažević trainierte Kroatien kein Lampenfieber. Zwar verlor der Neuling zum Abschluss der Vorrunde gegen Argentinien, hatte aber zuvor schon die nötigen Punkte geholt, um vor Jamaika und Japan als Gruppenzweiter ins Achtelfinale einzuziehen.

Dank eines Geniestreichs von Stürmer Davor Šuker, der mit sechs Treffern Torschützenkönig wurde, besiegte Kroatien im Achtelfinale Rumänien mit 1:0 und traf anschließend auf den haushohen Favoriten und Weltranglistenzweiten Deutschland. Mit dem, was dann in diesem Viertelfinale passieren sollte, hatte aber wohl niemand gerechnet – am allerwenigsten die deutsche Mannschaft selbst, die bereits vor der Pause nur noch zu zehnt war. Der Neuling siegte mit 3:0.

Derart auf der Erfolgswelle schwimmend, wollten die Kroaten natürlich am liebsten im Halbfinale so weitermachen. Aber Frankreich hatte etwas dagegen. Die Fans des Gastgeberlandes erinnern sich: Blaževićs Kappe, Laurent Blancs Schlag gegen Slaven Bilić, die beiden einzigen Tore von Lilian Thuram im französischen Nationaltrikot und der Einzug Frankreichs ins Finale gegen Brasilien.

Kroatien konnte sich mit einem 2:1-Sieg im kleinen Finale gegen die Niederlande trösten und belegte bei seiner ersten WM den dritten Platz. 2018 machte Kroatien es noch besser, als die Mannschaft bis ins Endspiel kam, um dann erneut an Frankreich zu scheitern. Aber da war Kroatien schon nicht mehr der unbeschriebene Debütant von 1998.

1990: Kamerun und Roger Milla lassen Afrika jubeln

1982, bei seiner bis dahin einzigen WM-Teilnahme, war Kamerun nach drei Unentschieden bereits in der Vorrunde ausgeschieden. 1990 hatten die Afrikaner drei Punkte schon nach ihrem ersten Spiel auf dem Konto.

Im Eröffnungsspiel gegen Titelverteidiger Argentinien siegten sie mit 1:0 – und das, obwohl sie die Partie zu neunt beendeten. Ein 2:1-Sieg gegen Rumänien – dank zweier Tore von Roger Milla – hievte Kamerun an die Spitze der Gruppe B. Daran sollte auch die 0:4-Niederlage gegen die Sowjetunion nichts mehr ändern.

Im Achtelfinale erzielte Milla, der für seinen Jubeltanz am Eckpfosten bekannt und bereits zum ältesten Torschützen bei einer WM-Endrunde geworden war (ein Rekord, den er vier Jahre später sogar noch ausbaute), einen weiteren Doppelpack gegen Carlos Valderramas Kolumbien und bescherte den Unzähmbaren Löwen einen weiteren 2:1-Sieg. Im Viertelfinale fand Kameruns Abenteuer dann jedoch ein jähes Ende.

Kamerun führte nach zwei Toren innerhalb von vier Minuten nach einer Stunde Spielzeit mit 2:1, wurde aber durch den Ausgleich von Gary Lineker in der 83. Minute per Elfmeter kalt erwischt, bevor es in der Nachspielzeit einen weiteren Elfmeter kassierte und somit ausschied. Kamerun bleibt jedoch das erste Land Afrikas, das je ein WM-Viertelfinale erreicht hat. Senegal und Ghana erreichten 2002 beziehungsweise 2010 ebenfalls die Runde der letzten Acht. Weiter sind afrikanische Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft allerdings noch nicht gekommen.

Nicht zu vergessen…

Auch andere Länder hätten sich in dieser Liste wiederfinden können. So zum Beispiel Chile, das 1962 Italien aus dem Turnier warf und bis ins Halbfinale vordringen konnte. Korea DVR wiederum erreichte 1966 ihr bestes Ergebnis mit dem Viertelfinale und Bulgarien siegte 1994 unter anderem gegen Argentinien und Titelverteidiger Deutschland und stürmte bis ins Halbfinale.