Freitag 15 Juli 2016, 14:40

Rajevac: "Mein Ziel ist, bei der WM über das Viertelfinale hinauszukommen"

Nach dem Rücktritt von Christian Gourcuff als Trainer der algerischen Nationalmannschaft im vergangenen April beschloss der nationale Verband, sich Zeit zu lassen, bevor der Name des Nachfolgers bekannt gegeben wird, der die Fennecs zum CAF Afrika-Cup 2017 und in die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ führen soll.

Der Präsident des algerischen Verbands formulierte einige Kriterien für die Suche nach dem neuen Trainer. Er sollte über Afrika-Erfahrung verfügen und im Idealfall auch schon an einer WM teilgenommen haben. Die Wahl fiel schließlich auf den Serben Milovan Rajevac, der mit Ghana in Südafrika 2010 das Viertelfinale erreicht hatte, in dem sein Team gegen Uruguay ausschied.

Nach der Teilnahme an den letzten zwei WM-Endrunden hofft Algerien, sich zum dritten Mal in Folge für das weltweite Kräftemessen zu qualifizieren. Es wäre ein Novum für das Land. Rajevac, der einen Vertrag bis Februar 2019 unterschrieben hat, sprach mit FIFA.com über seine neue Aufgabe. "Ich habe das Angebot, die Leitung der algerischen Mannschaft zu übernehmen, akzeptiert, weil ich Herausforderungen liebe. Meine Aufgabe besteht darin, die Mannschaft nach Russland 2018 zu führen, weil die WM der wichtigste Wettbewerb ist. Mein persönliches Ziel ist, das mit Ghana erreichte Ergebnis zu verbessern und über das Viertelfinale hinauszukommen."

Der serbische Coach hat die Herausforderung auch deshalb angenommen, weil er an das Potenzial der algerischen Nationalelf glaubt. "Ich kenne die Spieler gut. Ich habe sie bei der WM 2014 beobachtet und unterstützt. Algerien hätte beinahe Deutschland bezwungen und das Viertelfinale erreicht, doch die körperliche Überlegenheit hat den Ausschlag zugunsten des Weltmeisters gegeben. Algerien ist die derzeit beste afrikanische Mannschaft und ich bin davon überzeugt, dass wir die vom Verband vorgegebenen Ziele erreichen können."

Die schwerste Gruppe Der algerische Verband wartete sogar ab, bis die Gegner in der WM-Qualifikation feststanden, bevor Rajevac der Vertrag zur Unterschrift vorgelegt wurde. So konnten die Bedingungen und vor allem die Ziele besser definiert werden. Und was hält der serbische Trainer von der Gruppe, die er mit den Fennecs erwischt hat? "Kamerun, Nigeria und Sambia sind starke Mannschaften mit einer reichen Fussballtradition. Unsere Gruppe kann durchaus als Hammergruppe bezeichnet werden, da alle Mannschaften Chancen auf die Qualifikation haben. Am Ende qualifiziert sich der Beste, und ich hoffe, dass das Algerien sein wird."

Die Fennecs starten mit einem Heimspiel gegen Kamerun in die Qualifikation, aber Rajevac bereitet eher die Vorbereitung als der Spielplan Sorgen. "Es ist nicht wichtig, ob wir in Algerien oder auswärts beginnen. Was zählt, ist, dass die algerischen Spieler in Bestform sind. Wir starten im Oktober in die Qualifikation und müssen uns bestmöglich vorbereiten, um das Ticket zu holen."

Trotz seines Optimismus ist sich Rajevac der Größe der Herausforderung bewusst. "Der Fussball in Afrika entwickelt sich Tag für Tag weiter und unsere Gegner sind sehr stark. Wir dürfen in keiner Partie vergessen, dass wir das beste Team des Kontinents sind und werden versuchen müssen, wenige Gegentore zu kassieren und selber oft zu treffen."

Eine gute Atmosphäre im Team ist ein grundlegender Pfeiler seiner Philosophie. "Für den Erfolg einer Mannschaft spielen viele Faktoren eine Rolle: die Spielweise, die Mitarbeit aller Spieler im Angriff und in der Defensive sowie ein gutes Miteinander zwischen dem Trainerstab und den Spielern auf dem Platz, in der Kabine und den Trainingslagern. Die menschliche Seite spielt eine sehr wichtige Rolle", so der Coach.

"Meine Philosophie beinhaltet, dass sich alle Spieler sowohl offensiv wie auch defensiv beteiligen. Ich möchte nicht über die Schwäche der algerischen Defensive sprechen, denn mich interessiert nur die Mannschaft als Ganzes."

Der FIFA Konföderationen-Pokal Milovan Rajevac hat mit Ghana das Finale der Afrikameisterschaft 2010 in Angola und das WM-Viertelfinale in Südafrika 2010 erreicht. Diese Erfolge werden ihm für seine neue Aufgabe von großem Nutzen sein. "Ich habe mit Ghana viel Erfahrung gesammelt, die mir in der Arbeit mit Algerien zugutekommen wird. Damit wir es genauso gut wie Ghana machen können, müssen aber alle zusammenarbeiten: die Spieler, der Verband, die Medien, die Fans und der technische Stab", mahnt der serbische Trainer.

"Mit Ghana haben wir das WM-Ticket schon nach vier Spielen geholt, in denen wir sieben Tore bei nur einem Gegentor erzielt haben. Ich werde versuchen, die algerische Mannschaft in allen Bereichen voranzubringen, um das gleiche Niveau zu erreichen."

Rajevac bereitet auch der Umgang mit einer Mannschaft, in der große Stars vorhanden sind, keine schlaflosen Nächte. Auch mit Ghana hat er diese Erfahrung bereits gemacht. "Es ist ein Vergnügen, mit den Stars der algerischen Mannschaft zusammenzuarbeiten. Ich habe in Ghana bereits große Spieler trainiert, wie beispielsweise Essien, Asamoah Gyan oder Muntari. Ich habe keinerlei Probleme gehabt, die Mannschaft zu leiten. Wenn der Trainer seinen Job erledigt, kommt die Disziplin im Team von ganz alleine. Ich bin immer der Meinung, dass alle Positionen doppelt besetzt sein müssen, falls es Verletzungen gibt, und das hat nie zu Problemen geführt."

Am Ende des Gesprächs macht Rajevac keinen Hehl aus seinen Ambitionen, mit Algerien den Afrika-Cup zu gewinnen, um Afrika beim FIFA Konföderationen-Pokal Russland 2017 zu vertreten. "Ich habe mit Ghana das Finale des Afrika-Cups 2010 erreicht, aber gegen Ägypten verloren. Ich will nun mit Algerien erneut das Endspiel erreichen und dieses Mal den Pokal in die Höhe recken. Es wäre fantastisch, am FIFA Konföderationen-Pokal 2017 teilzunehmen."