18 Jahre ist ein symbolisches Alter. In den meisten Ländern ist es die Grenze zur Volljährigkeit, ab welcher ein Mensch als gesetzlich mündig gilt. Es ist das Ende der Jugend und der Beginn des Erwachsenenlebens. Ein Wendepunkt, ab dem zunehmende Reife mit Verantwortung einhergeht. Die ugandische Zukunftshoffnung Faruku Miya weiß, wovon die Rede ist. Auf den Schultern des vor 18 Jahren in Bulo geborenen Spielers ruhen die Hoffnungen eines ganzen Landes, dem seit 1978 die Teilnahme am CAF Afrikanischen Nationenpokal verwehrt geblieben ist. Als Nummer zehn der Kraniche ist er Dreh- und Angelpunkt des Teams, Spielmacher und Torjäger in Personalunion und seit kurzem auch der Kapitän.
"Ich empfinde das nicht als Druck, sondern vor allem als Privileg. Es ist eine Ehre, die Kapitänsbinde der ugandischen Nationalelf tragen zu dürfen. Es ist sehr bewegend, dass mir diese Aufgabe anvertraut wurde", sagt Miya im Gespräch mit FIFA.com. "Doch ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich nicht ein wenig nervös bin. Einige meiner Teamkameraden sind natürlich viel erfahrener. Und meine Ernennung zum Kapitän hat manchen vielleicht verblüfft. Aber ich glaube, dass ich die Erwartungen erfüllen konnte."
Das kann man wohl sagen: Der junge Hoffnungsträger hat ein beispielhaftes Jahr 2015 hinter sich. Nachdem er 2014 in den Kreis der A-Nationalelf befördert wurde, erzielte er im März 2015 im Freundschaftsspiel gegen die Großmacht Nigeria von Vincent Enyeama - der bei diesem Anlass sein 100. Länderspiel feierte - das einzige Tor des Tages. Im Juni wurde der offensive Mittelfeldspieler von Vipers SC zum Spieler der Saison 2014/15 der ugandischen Meisterschaft gewählt. Im Oktober bescherte er seinem Land mit zwei Treffern gegen Sudan die erfolgreiche Qualifikation für die Afrikanische Nationenmeisterschaft 2016 (in welche er übrigens vor wenigen Tagen, am 19. Januar, mit einem Treffer und einer Vorlage gegen Mali (2:2) startete). Im November erzielte er gegen Togo in Hin- und Rückspiel zusammen drei der vier Tore und ebnete den Kranichen fast im Alleingang den Weg in die dritte Runde der Afrikaqualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™.
Doch der krönende Abschluss des Jahres sollte noch folgen: Beim CECAFA-Cup, in dem sich die Nationalteams Zentralafrikas mit ihren ostafrikanischen Nachbarländern messen, führte er Uganda mit drei Treffern zum 14. Titel in der Geschichte dieses regionalen Wettbewerbs. "Es steht mir nicht zu, meine eigenen Leistungen zu bewerten. Und in jedem Fall darf ich mich nicht darauf ausruhen", sagt der junge Mann. "Das Wichtige ist für mich das Morgen. Zu wissen, wo ich hin will und wie ich mir die Mittel dazu aneigne. Ich kann nur sagen, dass ich sehr hart gearbeitet habe. Aber vor diesem Jahr 2015 war ich niemand und man kann nicht sagen, dass ich jemand geworden bin."
Illustrer Unbekannter Der Unbekannte macht sich indes zunehmend einen Namen. Miya wurde am 26. November 1997 im ugandischen Bulo geboren. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er zwar bei seinem Vater, doch mit seiner Mutter zog er schließlich nach Kampala, wo er eine Fussballschule besuchte. "Meine Mutter war anfangs dagegen, dass ich Fussball spiele. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ich davon leben können würde. Doch meine Leidenschaft für den Fussball war zu stark", betont er. Und Talent war offenbar ausreichend vorhanden. Seine fussballerische Ausbildung erhielt er an der St. Mary‘s Secondary School Kitende, mit der er zwei Universitätsmeisterschaften in Folge holte, bevor er 2013 von Vipers SC rekrutiert wurde.
Dort gelang ihm der Durchbruch. "Er ist ein guter, bescheidener und höflicher junger Mann, der keine Show macht", beschrieb ihn sein Trainer Edward Golola in einem Interview mit der Zeitung The Observer. "Im Fussball macht er das Spiel nicht komplizierter, er macht nur die einfachen Dinge. Doch es sind diese Dinge, die einer Mannschaft helfen, Spiele zu gewinnen: passen, sich bewegen, schießen, treffen!" Mit elf Toren und mehreren Vorlagen leistete Miya einen wesentlichen Beitrag zum zweiten Titelgewinn in der Geschichte des Vereins nach 2010.
"Meiner Meinung nach hängen die Fähigkeiten eines Spielers von der Mannschaft ab, in der er spielt. Sie sind nicht unveränderlich. Viele Spieler träumen davon, Profi zu werden, doch ich bin davon überzeugt, dass dies von deinem Verhalten und deiner Mentalität abhängt - auf und neben dem Platz - und nicht von den Statistiken", bekräftigt Miya, der im Januar 2016 zum belgischen Klub Standard Lüttich wechselte. "Es ist nicht der Spieler, der die Mannschaft macht, sondern die Mannschaft macht den Spieler. Ich bin nur ein Glied in einer Kette", sagt er zum Abschluss.
Ein ganz schön starkes Glied!