"Nach der WM 2018 würde ich mir wünschen, dass von jedem Spieler der russischen Elf ein Foto auf einem dieser Stative steht", sinnierte Aleksandr Kerzhakov, der beste russische Torjäger aller Zeiten, beim Besuch des FIFA Welt Fussball Museums in Zürich.
Kurz vor Beginn der europäischen Qualifikationsspiele zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ im September wartet der Gastgeber nicht nur mit Spannung auf den Turnierstart, sondern träumt auch davon, die begehrteste Trophäe des Weltfussballs nach Russland zu holen. Kerzhakov, der im Frühjahr von Zenit Sankt Petersburg an den FC Zürich ausgeliehen war, hatte die Gelegenheit, die Trophäe im nahegelegenen FIFA-Museum aus nächster Nähe zu begutachten.
"Ich könnte nur noch 2018 die Gelegenheit haben, die Trophäe in Händen zu halten. Ich würde mich aber freuen, wenn in naher Zukunft der Kapitän einer russischen Mannschaft den Pokal in den Himmel recken würde", so der 33 Jahre alte Stürmer, der in Kingisepp in der Nähe von St. Petersburg geboren wurde.
Besonders beeindruckt zeigte sich Kerzhakov von den Schuhen der großartigen Spieler aus den 50er-Jahren, die ebenfalls im Museum ausgestellt sind. "Ich frage mich, zu was Stars wie Pelé und Garrincha, die schon in den 50er-Jahren wahre Wunderdinge anstellten, wohl heute in der Lage wären, wenn sie unsere Schuhe tragen würden. Das gilt aber auch umgekehrt: Ich weiß nicht, wie viele Tore ich mit den Schuhen von Pelé wohl geschossen hätte. Bestimmt zehn Mal weniger!"
Ein unvergleichliches Gefühl Kerzhakov, der nun wieder bei Zenit spielt, hat einen besonderen Platz im Herzen der russischen Fans sicher – und das nicht nur, weil er mit 30 Treffern Rekordtorschütze der russischen Nationalelf ist. Er ist zudem einer von derzeit lediglich zwei russischen Fussballern, die wissen, was für ein Gefühl es ist, bei einer WM zu treffen. Bei der WM 2014 in Brasilien wurde er in der Begegnung gegen die Republik Korea in der 71. Minute eingewechselt und benötigte nur drei Minuten, um den Ausgleichstreffer zum 1:1 zu erzielen.
"Bei einer WM zu treffen, ist ein unvergleichliches Gefühl. Wenn du in einem WM-Spiel auf dem Platz stehst, bestreitest du das weltweit einzige offizielle Spiel, das in diesem Moment stattfindet. Das ist eine große Verantwortung und gleichermaßen auch ein großes Geschenk, wenn sich die Blicke der gesamten Welt auf dich richten. Ich war glücklich und stolz auf mich und mein Land und habe mich auch für meine Familienangehörigen und Menschen, die mir nahe stehen, gefreut. Ich bin froh, als WM-Torschütze in die Geschichte eingegangen zu sein. Ich glaube, dass meine Kinder sich dieses Tor noch öfter ansehen werden und – so Gott will – auch meine Enkel und Urenkel. Ich habe aber auch noch nicht die Hoffnung aufgegeben, einen weiteren Treffer zu erzielen und bei der WM 2018 in Russland meine Quote zu verbessern."
Sofern Kerzhakov 2018 zum russischen Kader gehören sollte, wäre es seine dritte WM-Teilnahme – ein Rekord, den ihm in der aktuellen Mannschaft keiner streitig machen kann. "In unserem letzten Spiel bei der WM 2002 stand ich nur sieben Minuten auf dem Platz. Dieses Turnier habe ich nur ganz verschwommen in Erinnerung. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, schließlich war ich erst einen Monat vor Turnierbeginn zu der Mannschaft gestoßen."
Eine Mannschaft, auf die man stolz sein kann Aber es sind nicht nur die Spieler, die den Beginn des WM-Turniers 2018 kaum abwarten können, auch der Rest der Nation wartet ungeduldig auf das Großereignis. "Jeder in Russland hat lange auf dieses Ereignis warten müssen. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir es aufgrund unserer Leidenschaft, dem Engagement und der gutmütigen russischen Seele verdient haben, diese WM auszutragen. Ich bin zudem davon überzeugt, dass alle Spieler und Fans, die beim Turnier dabei sind, sowohl von der Organisation als auch von unserem Land begeistert sein werden."
Kerzhakov verweist darauf, dass Russland den Fans aus der ganzen Welt einiges zu bieten hat: "Unsere Küche ist großartig und bietet etwas für jeden Geschmack. Alle Fussballer, die hier gespielt haben, schätzten unabhängig von ihrem Heimatland die russische Küche. Was will man mehr? Wir haben zudem eine beeindruckende architektonische Vielfalt - als Beispiele seien nur Sankt Petersburg und die Altstadt von Moskau genannt. Hinzu kommen die Kreml in Nischni Nowgorod und Kasan und die große kulturelle Vielfalt. Jeder findet etwas von sich selbst wieder – und dazu noch etwas Russisches."
Zum Zeitpunkt der WM 2018 wird Kerzhakov bereits das 35. Lebensjahr vollendet haben. Dennoch hofft er, Teil des russischen Kaders zu sein, wie er zum Ende des Interviews erklärt. "Ich denke, dass wir uns – genauso wie die Fans – hohe Ziele setzen werden. Er wird hart, die WM zu gewinnen, aber genauso schwierig wird es, einen positiven Eindruck zu hinterlassen, sodass unsere Fans nach dem Turnier sagen können 'Ja, wir sind stolz darauf, dass uns diese Mannschaft repräsentiert hat'."