Die Arbeit eines Nationaltrainers ist kein Zuckerschlecken. Das gilt wohl für jede Mannschaft. Aber wie kompliziert ist es erst, wenn es sich um ein Land handelt, das seit fünf Jahren unter einem Bürgerkrieg zu leiden hat? Der syrische Nationalcoach Ayman Hakeem war sich der Schwere der Aufgabe bewusst, als er die Leitung der Roten Adler übernahm.
Sein Vorgänger Fajr Ibrahim hatte Syrien in die dritte Runde der Asien-Qualifikation zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ geführt. Hakeem übernahm die Mission, sich in Gruppe A gegen Iran, Republik Korea, Usbekistan, China VR und Katar zu behaupten.
Der Start der Syrer in dieser anspruchsvollen Gruppe verlief enttäuschend. Am 1. September kassierten sie in Taschkent eine 0:1-Niederlage gegen Usbekistan. Ein herber Schlag für die Moral der Männer von Hakeem fünf Tage vor dem Duell gegen das Spitzenteam aus Korea Republik.
"Trotz dieser Niederlage war es ein wichtiges Spiel. Wir konnten das Potenzial zeigen, das in der Mannschaft steckt", sagte der neue Coach kämpferisch.
Tatsächlich gelang Syrien in der folgenden Begegnung gegen Korea Republik eine starke Leistung. Im ersten Duell zwischen diesen beiden Ländern in der WM-Qualifikation erkämpften sich die Roten Adler ein torloses Unentschieden und konnten sich über ihren ersten Punkt in der dritten Runde freuen.
Der 57-jährige Trainer zeigte sich insbesondere mit der taktischen Disziplin seiner Schützlinge zufrieden. "Wir haben seit meiner Ankunft viel im mentalen Bereich gearbeitet und daran, den taktischen Aspekt ernst zu nehmen. Ich habe zuvor andere Auswahlen trainiert, die diese taktische Disziplin nicht erreicht haben", lobte Hakeem.
"Wir setzen die Arbeit fort, die meine Vorgänger vollbracht haben. Wir haben nicht nur eine kämpferisch gute Leistung gezeigt, sondern auch taktische Disziplin. Dies hat den Unterschied ausgemacht und uns ermöglicht, gegen Korea Republik einen Punkt zu holen."
Großes Selbstvertrauen Im Anschluss setzte die syrische Auswahl ihren Aufwärtstrend fort. Gegen China VR holte das Team in einer hart umkämpften Begegnung den ersten Sieg dank eines Treffers durch Mahmoud Al Mawas.
"Wir respektieren alle Gegner und geben niemals auf. Das Ergebnis gegen Korea Republik hat gezeigt, dass wir noch viel Arbeit vor uns hatten. Nun konnten wir beweisen, dass wir gute Ergebnisse erzielen können, wenn wir gut trainieren. Wir gehen optimistisch in jedes Spiel und ich hoffe, dass wir zu den Kandidaten für die Qualifikation gehören werden."
Nach dem Erfolg gegen China VR bereiten sich die Syrer nun auf die Auswärtsaufgabe in Katar am kommenden Dienstag vor. Mit einem weiteren Sieg würden die Roten Adler näher an die Tabellenspitze rücken. Derzeit liegen sie mit drei Punkten Rückstand auf Iran und Korea Republik auf dem vierten Rang.
"Katar konnte bis jetzt noch keinen Punkt holen, aber alle Teams können sich noch qualifizieren und es ist eine großartige Mannschaft mit guten Spielern", so Hakeem. "Wir werden unser Bestes geben, um ein gutes Ergebnis zu erzielen."
"Bis zum Ende der Hinrunde haben alle Teams Chancen auf die Qualifikation, deshalb ist jedes Spiel wichtig für uns", betont der Coach. "Wir dürfen nie nachlassen, denn ein Sieg kann uns bis auf zwei oder drei Punkte an die Spitzenreiter heranbringen."
Trotz der großen Zuversicht, die Hakeem an den Tag legt, muss er einräumen, dass die Bedingungen nicht leicht sind. Sein Team muss die "Heimspiele" in Malaysia bestreiten, was die Situation zusätzlich erschwert.
"Wir machen eine schwere Zeit durch. Es ist nicht leicht, alle Spieler zu versammeln, und wir konnten uns nicht gut auf die Qualifikation vorbereiten. Außerdem können wir nicht vom Heimvorteil profitieren, da wir unsere Gegner außerhalb Syriens empfangen", schildert der Trainer die Lage.
"Trotz allem können wir es mit Entschlossenheit und Selbstvertrauen schaffen, uns zu qualifizieren. Die Spieler brennen darauf zu zeigen, dass sie in der Lage sind, gute Ergebnisse zu erzielen. Wir sind davon überzeugt, dass wir unseren Weg erfolgreich fortsetzen können."
Vielleicht endet dieser Weg am 5. September 2017, dem Datum des letzten Spiels in der dritten Qualifikationsrunde, auf besonders schöne Weise. Ein Tag, der trotz aller Widerstände gleichbedeutend mit einer enormen Freude für Hakeem und seine Spieler sein könnte.