Mordwinische Küche: Spezialitäten in Saransk
Die Speisen eines Volkes sind stets durch die jeweiligen Lebensbedingungen und die Geschichte geprägt. Daher ist eine kleine Lektion über die Geschichte Mordwiniens hilfreich, bevor wir Ihnen einige traditionelle Gerichte der heutigen russischen Teilrepublik vorstellen, die Sie in der FIFA WM-Stadt Saransk genießen können.
Die Ureinwohner dieser Region gehörten dem finno-ugrischen Volksstamm der Mordwinen an. Dieser besteht aus zwei Hauptgruppen, nämlich den Ersja und den Mokscha. Die Sprache gehört zur finno-ugrischen Sprachgruppe und ist somit entfernt mit Finnisch und Ungarisch verwandt. Früher bevölkerten die finno-ugrischen Stämme große Gebiete, die heute zum europäischen Teil Russlands gehören. Ihre Geschichte ist entsprechend mit derjenigen slawischer Völker verwoben.
Dies wird nicht zuletzt an zahlreichen Namen von Flüssen, Seen und Städten in diesem Teil Russlands deutlich, die einen finno-ugrischen Ursprung haben, allen voran Moskau selbst. Viele Volksgruppen sind im Laufe der Jahrtausende verschwunden oder in anderen Volksgruppen aufgegangen. Doch die Mordwinen und einige andere ethnische Gruppen im Wolgabecken haben viel ihrer Identität, Sprache und Traditionen bewahrt. Bei einem Aufenthalt in Saransk begegnen Sie ganz sicher einigen davon.
Die traditionelle mordwinische Küche ist einfach und gesund, gleichzeitig aber auch geheimnisvoll und verlockend. Wir stellen hier einige Delikatessen vor, die Sie unbedingt probieren sollten.
Fleisch ist ein nahezu unverzichtbarer Bestandteil der Ernährung. Die Menschen haben hier stets gejagt und das erlegte Wild landete dann auf den Tischen der Erzja und Mokscha. In Mordwinien gibt es zahlreiche Wasserläufe sowie fischreiche Flüsse und Seen. Daher sind viele Einwohner Mordwiniens leidenschaftliche Angler. Auch bei Ersja und Mokscha spielt Fisch in allen Variationen eine große Rolle, sei es roh, frittiert, gebacken, gebeizt, getrocknet, gebraten oder auch sauer eingelegt.
Fischsuppe Suppen haben bei Ersja und Mokscha stets eine Fleisch- oder Fischeinlage, auch in ärmeren Familien. Eines der beliebtesten Suppenrezepte in Mordwinien ist eine reichhaltige Fischsuppe mit verschiedenen kleinen und größeren Fischen aus den Flüssen und Seen, die der Suppe ein gleichermaßen herzhaftes wie aromatisches Aroma verleihen. Fischgerichte nehmen insgesamt einen beträchtlichen Teil der mordwinischen Küche ein. Einige davon scheinen für Besucher aufgrund der verschiedenen Kombinationen durchaus gewöhnungsbedürftig. So gibt es beispielsweise in Milch geschmorten Fisch oder Sardellen im Teigmantel. Bei den Ersja ist zudem Sterlettsuppe in Hühnerbrühe beliebt.
Bärentatzen Das bekannteste Hauptgericht in Mordwinien ist die so genannte Bärentatze, die in zahlreichen Cafes und Restaurants auf der Speisekarte steht und als klassisches Beispiel der lokalen Küche serviert wird. Echtes Bärenfleisch wird bei der Zubereitung allerdings nicht verwendet. Vielmehr besteht das Gericht aus Rindfleisch, Rinderleber und Schweinefleisch. Nach dem Braten werden die Bratlinge mit Schwarzbrotkrumen belegt und ähneln dann rein optisch Bärentatzen.
Mordwinische Blini Mordwinische Blini (Eierkuchen) gibt es in zahlreichen Variationen. Sie werden meist mit Hirsemehl zubereitet, doch es gibt auch Rezepturen mit Weizenmehl, Buchweizenmehl und Hülsenfrüchten. Feierlichkeiten ohne zahlreiche Blini-Varianten auf dem Tisch sind in Mordwinien undenkbar.
Hochzeitskuchen Bei den meisten mordwinischen Nachspeisen handelt es sich um gebackene Süßwaren. Früher hatten viele davon auch eine zeremonielle Bedeutung, beispielsweise der traditionelle Hochzeitskuchen mit einer Füllung aus Hüttenkäse. In heidnischen Zeiten war dieses Gebäck in den Tagen vor der Hochzeit im Haus eines mokschanischen Bräutigams stets zu finden. Die Gäste versammelten sich dort und beteten zum Gott Niske-Paz, die Familie mit vielen Kindern zu segnen. Die heidnischen Religionen sind lange verschwunden, denn Mordwinien wurde Mitte des 18. Jahrhunderts christianisiert. Doch den traditionellen Hochzeitskuchen findet man bei mordwinischen Familienfeiern auch heute noch.
Boza Auf keinem Esstisch in Mordwinien darf das traditionelle Getränk Boza fehlen. Das Getränk ähnelt Kwas, wird jedoch nicht mit altem Brot, sondern mit Zuckerrüben zubereitet. Die Rüben werden in Stücke geschnitten und in Wasser gegeben und die Mischung wird einig Tage warmgestellt. Dann wird Roggenmehl zugesetzt und die Mischung erneut rund sechs Stunden stehen gelassen. Die dann entstandene Maische wird mit Hefe, Mehl und einer Mischung aus Zucker und Hopfen versetzt. Dann wird das Getränk gefiltert und an einem kühlen Ort aufbewahrt. Guter Boza kann nur in traditionellen Gärungsbottichen hergestellt werden. Daher sind bislang alle Versuche gescheitert, das sehr beliebte Getränk im großen Stil industriell herzustellen. Boza enthält fast keinen Alkohol und stillt hervorragend den Durst, wenn es heiß ist – so wie im Juni, wenn die Spiele der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ in Saransk stattfinden!