Montag 13 Mai 2019, 20:24

Dudek: "Ich würde 2019 in Polen liebend gerne den Dudek-Tanz sehen"

  • Dudek hofft, dass mindestens ein Torhüter in seine Fußstapfen treten wird

  • Der ehemalige Keeper von Liverpool und Real ist überzeugt davon, dass Polen für die Fans eine Reise wert sein wird

  • Der frühere polnische Nationaltorhüter wird Spiele auch von der Tribüne aus verfolgen

Jerzy Dudek, die polnische Torwartlegende von Concordia Knurow, Sokol Tychy, Feyenoord Rotterdam, FC Liverpool und Real Madrid drückt der kommenden Generation die Daumen, die bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft Polen 2019 ins Rampenlicht rückt. Der Torhüter, der mit seinem Dudek-Tanz im Finale der UEFA Champions League in Istanbul berühmt wurde (Dudek parierte damals zwei Elfmeter des AC Milan), hofft, dass einer der Torhüter bei der U-20-WM es ihm gleichtun kann. Der ehemalige polnische Nationaltorhüter, der 60 Mal für sein Land auflief, sprach mit FIFA.com über das bevorstehende Turnier, seine Liebe zu Tychy, die Geschichte hinter seinem zweifelnden Cousin und seinen vollgepackten Terminkalender.

In gut einer Woche rollt der Ball in Polen, und Jerzy Dudek ist überzeugt davon, dass sein Heimatland einen Besuch wert ist und dass es auf dem Platz und abseits davon eine Menge zu sehen geben wird. "Was Polen mir bedeutet, kann ich mit wenigen Worten zusammenfassen: Ich habe in Rotterdam, Liverpool und Madrid gelebt und hätte nach meiner Karriere meine Zelte überall auf der Welt aufschlagen können. Aber wo lebe ich? In Krakau! Polen ist wunderschön und einzigartig. Wir haben vier Jahreszeiten, die Menschen sind herzlich und das Land blüht. Ich weiß, dass viele, die uns von außen sehen, noch alte Klischees vor Augen haben und Polen nur als eines dieser Länder in Osteuropa sehen. Wenn sie jedoch hierher kommen, sind sie überwältigt. Das habe ich schon bei vielen meiner Freunde aus dem Ausland sehen können. Keiner, nicht ein einziger, ist enttäuscht wieder abgereist! Das wird bei denjenigen, die kommen, um die U-20-WM zu sehen, genauso sein."

In allererster Linie ist Dudek in der Fussballwelt bekannt für seinen Dudek-Tanz und dafür, wie er sich während des Elfmeterschießens gegen den AC Milan katzenhaft auf der Linie bewegte und die Schützen irritierte. Damit schrieb er Fussballgeschichte. Würde er so etwas gerne wieder beim jetzigen Turnier sehen? "Das wäre wirklich schön, wenn mich jemand nachahmen würde! Aber natürlich hat jeder Torhüter einen eigenen Charakter, eine eigene Persönlichkeit. Es muss schon zum Keeper und seiner Art passen, wenn er damit eine Marke setzen möchte. Ich sage immer, dass der Torhüter bei einem Elfmeterschießen im Vorteil ist, denn der ganze Druck lastet auf dem Schützen. Wenn es dann noch etwas gibt, was einem einen weiteren kleinen Vorteil verschafft, dann sollte man es auch tun. Der sogenannte Dudek-Tanz war da sehr nützlich. Wenn er bei der U-20-WM in Polen jemandem helfen würde, wäre das schon toll."

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In Tychy werden verschiedene Partien der U-20-WM ausgerichtet und das ist auch die Stadt, in der Dudek für Sokol Tychy in der ersten polnischen Liga debütierte. "Sie haben dort ein wunderschönes neues Stadion, in dem auch einige U-20-WM-Spiele zu sehen sein werden. Ein Jammer, dass es diese Arena zu meiner Zeit noch nicht gegeben hat. Dennoch denke ich sehr gerne an meine Zeit in Tychy zurück. Ich weiß noch, dass mir damals jeder davon abgeraten hat, zu Sokol Tychy zu wechseln. Mitte der Saison befand sich das Team auf dem letzten Tabellenplatz und stand kurz vor dem Abstieg. Der damalige Trainer, Boguslaw Kaczmarek, hat dann auf die jungen Spieler gesetzt, und das war genau die richtige Entscheidung. Ich war nur sechs Monate hier, weil ich dann zu Feyenoord wechselte, aber an diese kurze Zeit erinnere ich mich noch sehr gut. Da bin ich als Torhüter gereift und ich hoffe, dass wir im Turnier, vor allem in Tychy, auch den Durchbruch neuer Stars erleben dürfen."

Dudek hofft auch, dass es ein Turnier großer Emotionen werden wird. Er weiß schließlich besser als jeder andere, wie große Spiele Menschen bewegen können. So erinnert er sich noch an eine Anekdote mit seiner Frau im Krankenhaus, nachdem sein FC Liverpool den AC Mailand geschlagen hatte.

"Nach dem Spiel war meine Frau im Krankenhaus, um sich einigen Tests zu unterziehen. Irgendwann wurde sie aufgerufen: 'Frau Dudek, Zimmer 10.' Ein Mann, der neben ihr wartete, fragte sie, ob sie irgendetwas mit mir zu tun hätte. Als sie das bejahte, erzählte der Mann, dass er wegen mir im Krankenhaus war. Wegen der ganzen Aufregung fühlte er sich unwohl und hatte Schmerzen in der Brust. Allerdings wären die Schmerzen es absolut wert gewesen!"

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Dieses Finale hatte Dudek – oder eigentlich einem Mitglied seiner Familie – gezeigt, dass man in einem Spiel niemals die Hoffnung verlieren darf. Einer seiner Cousins, tief enttäuscht vom 0:3-Halbzeitrückstand der Reds, schaltete damals den Fernseher aus und ging ins Bett.

"Am Morgen stand er auf und beschwerte sich über die Art und Weise, wie Liverpool verloren hatte! Da fingen alle an zu protestieren: 'Junge! Wovon redest du?! Liverpool hat gewonnen!' Diese Nacht hat mein Cousin bitter bereut", erinnert sich Dudek.

Sein Terminplan in den nächsten Wochen ist vollgepackt, er hat jedoch zugesagt, auch die U-20-WM zu besuchen. "Zunächst fliege ich nach Aserbaidschan zum Finale der UEFA Europa League. Dann geht es nach Madrid zum Endspiel der UEFA Champions League. Anschließend fliege ich nach Hongkong zu einem Spiel der Liverpool-Legenden gegen Borussia Dortmund. Danach bin ich in Spanien bei einem Charity-Golf-Turnier, das von Pep Guardiola organisiert wird. Aber ich habe noch Platz in meinem Turnierkalender freigehalten und werde mir ein Spiel der U-20-WM ansehen, denn dieses Turnier fesselt mich wirklich!"