"Danish Dynamite" erobert die Welt
Dänemark war durch den Titelgewinn bei der EURO 1992 für den FIFA Konföderationen-Pokal (damals noch King Fahd Cup) qualifiziert
Das Danish Dynamite setzte sich im Finale gegen Argentiniens Starensemble durch und gewann die zweite Turnierauflage
Brian Laudrup sprach mit FIFA.com über seine Erinnerungen an das Turnier
Im Sommer 1992 räkelten sich die meisten dänischen Nationalspieler nach ihrer langen, harten Saison bereits im Urlaub in der Sonne. Dann jedoch war es von einem Tag auf den anderen vorbei mit Ruhe und Entspannung für die dänischen Akteure, denn sie bekamen einen wichtigen Anruf aus der Heimat. Bei der UEFA EURO 1992 war ein Platz frei geworden, nachdem in Jugoslawien der Krieg ausgebrochen und das Team disqualifiziert worden war. Das war der Beginn eines dänischen Fussballmärchens.
Das Team hatte nichts zu verlieren und reiste ohne nennenswerte Vorbereitung zur Endrunde nach Schweden. Wie es weiterging, ist in die Fussballgeschichte eingegangen: In Schweden wurde die Legende des Danish Dynamite geboren. Tatsächlich gelang es den Dänen, die Europameisterschaft zu gewinnen. Als sie drei Jahre später beim FIFA Konföderationen-Pokal antraten, waren sie allerdings kein Außenseiter mehr und der Titelgewinn war keine ganz so große Überraschung.
Der heutige FIFA Konföderationen-Pokal fand damals noch unter der Bezeichnung King Fahd Cup statt. Das Turnier mit lediglich sechs teilnehmenden Teams wurde in Saudiarabien ausgetragen. Dennoch war das Starterfeld hochklassig besetzt. So machten sich beispielsweise Mexiko, Argentinien und auch Nigeria, damals mit seinem stärksten Team aller Zeiten, auf die Jagd nach der Trophäe.
"Wir hatten bei der EURO 1992 alle überrascht", so Brian Laudrup im Gespräch mit FIFA.com, "am allermeisten uns selbst." "Viele Leute meinten nach der Europameisterschaft, wir hätten einfach nur riesiges Glück gehabt. Damals war die EM aber noch ein sehr viel kleineres Turnier. Man musste in jedem Spiel gut sein - und das waren wir. Und so konnten wir dann auch beim King Fahd Cup antreten", so der Däne, der heute eine Fussballschule für benachteiligte Jugendliche betreibt und als TV-Experte tätig ist.
Die Dänen gingen als amtierender Europameister mit entsprechend hohen Erwartungen in das Turnier in Saudiarabien. Und sie konnten diese Erwartungen auch erfüllen. Die beiden Laudrup-Brüder Michael und Brian waren die Führungsfiguren auf dem Feld. Im Tor stand nicht der herausragende Peter Schmeichel von Manchester United, sondern Lars Hogh. Im ersten Spiel gegen Gastgeber Saudiarabien setzten sich die Dänen glatt mit 2:0 durch, ohne sich besonders anstrengen zu müssen.
"Für uns war es eine ganz neue Erfahrung, gegen Teams aus anderen Teilen der Welt anzutreten – starke Mannschaften, die aber nicht aus Europa kamen", so Laudrup rückblickend. "Unser Trainer Richard Moller-Nielsen hatte uns gewarnt. Er meinte, dieses Turnier sei schwerer zu gewinnen als die Europameisterschaft. Das mag sich seltsam anhören, doch er meinte dies, weil wir gegen Mannschaften antraten, mit deren Spielweise wir nicht vertraut waren, vor allem Mexiko und Argentinien. Wir haben ziemlich viel Energie in dieses Turnier gesteckt, denn wir wollten beweisen, dass unser Erfolg 1992 keineswegs nur mit Glück zustande gekommen war."
Der zweite Gegner der Dänen war Mexiko, das zahlreiche junge Talente im Team hatte und vier Jahre später den FIFA Konföderationen-Pokal im eigenen Land gewinnen sollte. Jorge Campos, Carlos Hermosillo und Co. zwangen die Dänen ins Elfmeterschießen, nachdem die Verlängerung mit 1:1 geendet hatte. An diesem Tag wurde Reservetorhüter Mogens Krogh mit zwei gehaltenen Schüssen zum Helden.
Im Finale setzten sich die Dänen dann auch noch gegen Argentinien durch, in dessen Kader zahlreiche weltbekannte Akteure standen. Der Europameister gewann scheinbar mühelos gegen das Team von Trainer Daniel Passarella mit Stars wie Roberto Ayala, Javier Zanetti und Ariel Ortega. Michael Laudrup verwandelte einen Elfmeter und Peter Rasmussen erzielte seinen zweiten Turniertreffer. Damit stand Europameister aus Dänemark auch bei diesem globalen Turnier ganz oben.
"Die Fans zu Hause haben sehr ausgelassen gefeiert. Es war wie der Gewinn einer Mini-WM. Wir waren sehr stolz auf unseren Erfolg, auch wenn uns natürlich bewusst war, dass dies nicht die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ war", so Laudrup voller Begeisterung. "Wir haben damit noch ein weiteres Kapitel dänischer Fussballgeschichte geschrieben."