Nach den ersten Tests der halbautomatischen Abseits-Technologie bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft im Dezember 2019 in Katar hat die FIFA nun eine weitere Demonstration einer fortschrittlichen Abseits-Technologie organisiert.
Aufgrund der aktuell bestehenden Reise-Beschränkungen lud die FIFA die Mitglieder der Arbeitsgruppe für Innovationen zu einer Online-Videokonferenz ein. Es war die dritte Kernveranstaltung der Roadmap für 2022/23.
Nach der erfolgreichen Umsetzung des Video-Schiedsrichterassistentensystems (VSA) und dessen Aufnahme in die Spielregeln im März 2018 will die FIFA die VSA-Technologie in allen Bereichen des Fussballs weiter vorantreiben und verbessern. Dabei sollte insbesondere die Entwicklung einer halbautomatischen Technologie zur Erkennung von Abseitssituationen den VSA zusätzliche und genauere Informationen liefern, um den Entscheidungsprozess des Schiedsrichters zu unterstützen und die Überprüfungsvorgänge so effizient wie möglich zu gestalten.
Am 22. Juni organisierte die FIFA eine Online-Demonstration der fortschrittlichen Abseits-Technologie, für die Arbeitsgruppe für Innovationen, ausgerichtet durch einen der Technologielieferanten. Einer der konkurrierenden Technologielieferanten präsentierte ein halbautomatisches Abseits-Technologiesystem vor 50 Teilnehmern aus aller Welt. Die Gruppe wurde über den aktuellen Entwicklungsstatus der Technologie informiert und konnte detaillierte Fragen stellen. Der Technologielieferant, der bereits ein von der FIFA zertifiziertes virtuelles Abseits-Liniensystem (VOL) nutzt, demonstrierte verschiedene Aspekte des Entwicklungsprozesses und der involvierten Technologien. Das Ziel besteht darin, mit kürzester Verzögerung eine halbautomatische Abseitsentscheidung zu liefern, damit die Schiedsrichter auf dem Spielfeld in entsprechenden Situationen schnell unterstützt werden können.
Eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung einer fortschrittlichen Abseitstechnologie ist die automatische und präzise Erkennung des Zeitpunkts der Ballabgabe. Der Technologielieferant informierte die Gruppe über mögliche Lösungen, beispielsweise Tracking-Daten aus Sensortechnologie oder Videodaten von Kamerasystemen. Zudem muss ein solches System korrekt identifizieren, durch welchen Körperteil die Abseitsstellung des Spielers ausgelöst wird. Tests der Genauigkeit haben gezeigt, dass Menschen verschieden Körperteile für Abseitslinien beachten. Auch in diesem Bereich werden große Anstrengungen unternommen. Das automatisierte System ist in der Lage, das Skelett eines Spielers korrekt zu modellieren. In Zukunft werden die hochentwickelten Algorithmen des Systems in der Lage sein, automatisch zu erkennen, welcher Körperteil die Abseitsstellung auslöst und um welche Distanz.
"Das Ziel ist ein Hilfsmittel ähnlich der Torlinien-Technologie: Das System soll die Entscheidung nicht selbst treffen, sondern den Schiedsrichtern unverzüglich die Beweise präsentieren", so die klare Aussage des Meetings. Die FIFA und das International Football Association Board (IFAB) haben stets die grundsätzliche Auffassung bekräftigt, dass die endgültige Entscheidung beim Schiedsrichter verbleiben muss. Die Technologie soll eingeführt werden, um den Offiziellen die bestmögliche Unterstützung zu gewähren. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die FIFA und die Interessengruppen ist die Frage, wie diese Situationen den Fans im Stadion und am TV am besten präsentiert werden sollen.
"Solche Ereignisse sind eine sehr gute Gelegenheit für die FIFA-Arbeitsgruppe, die Komplexität und den Entwicklungsstatus neuer Technologien zu verstehen und eine Plattform für die Diskussion neuer Innovationen im Fussball direkt mit der Industrie bereitzustellen", so Johannes Holzmüller, Leiter der FIFA-Abteilung Fussballtechnologie und Innovationen.