Wenn die Stars zu Fans werden
Während der Karriere kämpfen Fussballstars immer wieder um Auszeichnungen und Trophäen. Erst gestern wurde der begehrteste Pokal im europäischen Klubfussball vergeben und Real Madrid konnte sich zum elften Mal über den Gewinn der UEFA Champions League freuen. Damit diese Momente ganz sicher nie vergessen werden, sammeln viele Stars des runden Leders Erinnerungen.
Großen Einsatz beim Ergattern von Souvenirs zeigte vor allem Anatoliy Tymoschuk nach dem Champions-League-Titel 2013. Der ehemalige Mittelfeldmann des FC Bayern schnitt beinahe das komplette Tornetz aus dem Wembleystadion. Der Ukrainer ist ein leidenschaftlicher Sammler. Als Kapitän von Schachtjor Donetzk und Zenit St. Petersburg trug er jahrelang unter seiner eigentlichen Spielführerbinde eine original Spielführerbinde von Lothar Matthäus.
"Erstmals habe ich diese Armbinde als Kapitän von Schachtjor getragen. Der damalige Assistenzcoach, Alexandru Spiridon, der Spieler der moldawischen Nationalmannschaft im Spiel gegen Deutschland war, hatte mit Matthäus die Armbinde damals getauscht. Nachdem er davon gehört hatte, dass ich diesen großartigen Spieler mag, hat er mir das Armband gegeben", erzählte er am Mikrophon von FIFA.com.
Mittlerweile liege diese sicher verwahrt in einem Bank-Safe, neben dem Tornetz von Wembley und seinem größten Schatz. "Das wohl bedeutendste Stück ist das Zenit-Trikot, das ich im entscheidenden Meisterschaftsspiel gegen Saturn 2007 getragen habe. Mein guter Freund, Astronaut Yuri Malenchenko, hat dieses mit in den Weltraum genommen. Das bedeutet mir sehr viel."
85 Jahre Trikottausch Kaum auszumalen, welche Trikots sich noch in diesem Safe befinden. Ein Blick dort hinein wäre für jeden Fussballfan ein wahrer Traum. John Terry ermöglichte genau dies vor kurzem über seinen Instagram-Account.
Dabei fällt auf, dass der langjährige Kapitän des FC Chelsea und der englischen Nationalmannschaft nicht nur Pokale, sondern auch einige andere Souvenirs besitzt. Wie jeder andere Fussballfan auch werden Caps, Schuhe und Shirts von namhaften Spielern gesammelt. Mit dieser Leidenschaft steht der Defensivspezialist keinesfalls alleine da in der Fussballwelt.
Der Trikottausch beispielsweise ist seit vielen Jahren Tradition. Die erste Überlieferung dieses Rituals stammt vom 14. Mai 1931. Aus Freude über den 5:2-Sieg gegen England fragten die französischen Spieler ihre Kontrahenten, ob sie deren Trikots als Erinnerung behalten dürfen. Den richtige Durchbruch erlebte der Trikottausch dann bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1970™, als der brasilianische Topstar Pelé seinem Gegner Bobby Moore sein Trikot schenkte, nachdem Brasilien mit 1:0 gewonnen hatte. Daraufhin gab Moore ihm ebenfalls sein Trikot.
Hoher Sammlerwert Seitdem werden die Leibchen getauscht und gesammelt und vor allem Pelés Trikots waren heiß begehrt. Angeblich hatte sein Team New York Cosmos immer 25 bis 30 Shirts pro Spiel dabei, damit kein Gegenspieler leer ausging.
Wie Pelé 1970 konnten sich auch Gerard Pique und Sergio Ramos 2010 den WM-Titel sichern. Dementsprechend haben deren Trikots ebenfalls einen hohen Sammlerwert, aber die beiden gehören selbst zu den berühmtesten Souvenir-Liebhabern der beliebtesten Sportart der Welt. Und so brachte Pique von seiner Südafrika-Reise nicht nur den Pokal und die Medaille sondern auch je ein Trikot pro Spiel mit.
Die Trikots, die ich bei der WM 2010 getauscht habe. Beim Finale habe ich mit Huntelaar getauscht, aber das habe ich neben meinem eingerahmt.
"Ich war schon immer ein großer Fan von Francesco Totti. Nach dem Spiel wollte er Trikot tauschen. Das kommt definitiv in mein Museum", zeigte sich Real Madrids Innenverteidiger überglücklich, als er nach einem Champions-League-Spiel, vielleicht dem letzten der Roma-Legende, Tottis Trikot bekam. Vor allem solch spezielle Ereignisse machen Souvenirs zu etwas ganz Besonderem.
Bälle, Schuhe und vieles mehr Der Ivorer Salomon Kalou kann ebenfalls ein besonderes Exemplar sein eigen nennen, wie er gegenüber FIFA.com verriet: "Das wertvollste Objekt ist das Trikot, das ich bei den Olympischen Spielen 2008 mit Messi tauschte, als wir gegen Argentinien spielten. Es hat einen besonderen Wert, weil er damals noch die Rückennummer 15 trug. Heute spielt er mit der Zehn, und es ist seltsam, ein Trikot mit dem Namen Messis zu sehen, unter dem eine andere Nummer steht. Das ist ein Sammlerstück!"
Doch Trikots sind natürlich nicht die einzigen Erinnerungsstücke, die der Angreifer hortet: "Ich behalte bestimmte Bälle. Ich habe den vom Finale der Champions League , den, mit dem ich in Holland drei Tore geschossen habe sowie die, mit denen ich in England und in Frankreich Dreierpacks erzielte." Genau einen solchen Ball besitzt auch Zlatan Ibrahimovic. Nachdem er im Ligaspiel gegen ES Troyes vier Tore erzielte, nahm er das Spielgerät mit. Und welchen Wert dieses für ihn hat, zeigte er via Twitter.
Souvenirs sind vor allem bei Spielern kleinerer Teams hoch begehrt, wenn diese gegen große Stars antreten. So freuten sich die Spieler von Raja Casablanca nach dem 3:1 im Halbfinale gegen Atletico Mineiro nicht nur über den Sieg und den Finaleinzug bei der FIFA klub-Weltmeisterschaft 2013, sondern auch über die Begegnung mit Ronaldinho. Nach dem Abpfiff liefen die Marokkaner zu ihrem Gegenspieler und zogen dem zweimaligen FIFA-Weltfussballer Schuhe, Trikot, Schienbeinschoner und sogar sein Haarband vom Körper.
Neben Titeln und Auszeichnungen sind Erinnerungen das, was den Spielern nach einer Karriere bleibt. Granadas Youssef El Arabi beispielsweise macht liebend gerne Fotos mit seinen Kontrahenten. "Wenn man Legenden wie Zidane über den Weg läuft, ist das natürlich fantastisch. Die Fotos sind Andenken. Wenn ich einen Spieler oder einen Trainer sehe, der mir gefällt, der mich in Begeisterung versetzt, auch wenn er in den 90 Minuten zuvor vielleicht mein Gegenspieler war, warum soll ich dann kein Foto mit ihm machen?"
"Ich war ja schon Fussballfan, bevor ich Spieler war“, bringt es der marokkanische Angreifer auf den Punkt.