TAGESRÜCKBLICK: Es sagt sich leicht, dass im Fussball nur zählt, was auf dem Platz geschieht und dass Bilanzen und Statistiken vergessen sind, wenn der Anpfiff ertönt. Wer das behauptet, vergisst wohl allzu leicht, dass Reputation und Geschichte bisweilen schwere Lasten darstellen können. Diese Erfahrung mussten Ghana und Nigeria heute bei ihren Niederlagen gegen Titelverteidiger Japan bzw. Brasilien machen.
Da passt es ins Bild, dass Brasilien – englisch Brazil – nicht nur selbst als Verfechter des klassischen jogo bonito auftritt, sondern allein die Namensgebung schon entsprechend abzufärben scheint. Die englische Stürmerin Ellie Brazil jedenfalls erwischte beim 3:3-Unentschieden gegen den ehemaligen Titelträger DVR Korea einen Glanztag. Paraguay traf derweil schon zum zweiten Mal in der Geschichte des Turniers auf die USA, einen weiteren großen Namen des Frauenfussballs. Dabei wiederholte sich das Szenario von Neuseeland 2008 mit einer Niederlage der Südamerikanerinnen in der Gruppenphase.
Die Ergebnisse Gruppe C Nigeria – Brasilien 0:1 England – Korea DVR 3:3
Gruppe D Ghana – Japan 0:5 USA – Paraguay 6:1
Das Tor des Tages Ghana – Japan, 0:4, Saori Takahada (26.) Nach 21 Minuten war die Spannung aus dem Spiel praktisch schon raus, denn Japan führte mit 3:0. Aber trotzdem sollte das Beste noch kommen. Nach einer schönen Kombination landete der Ball auf der rechten Seite bei Riko Ueki, die zunächst einem Tackling auswich und sich dann mit einer Körpertäuschung geschickt Platz verschaffte für eine Flanke auf Saori Takahada. Diese lief mustergültig in Position und wuchtete den Ball per Kopf zum 4:0 unter die Latte (26.). Es war ein Musterbeispiel für das typische Mannschaftsspiel der jungen Nadeshiko.
Die besonderen Momente Wie gewonnen, so zerronnen Die Fahrt vom Mannschaftshotel Paraguays in Amman zum Prince Mohammed International Stadium in Zarka dauert eine knappe Stunde. Zeit, die die Albirrojas für gewöhnlich damit verbringen, sich mit traditionellen Liedern, Motivationsgesängen oder Eigenkreationen einzustimmen. Geleitet wird das muntere Singen von Spielführerin Jessica Martinez. Gesungen wird in der Regel auch noch bei der Ankunft im Stadion und sogar noch kurz vor dem Anpfiff. Auf der Rückfahrt indes dürfte es nach sechs Gegentoren durch die USA (drei davon allein durch die nicht zu haltende Civana Kuhlmann) merklich ruhiger zugegangen sein.
Rugby-Imitat Wenn sie regelmäßig auf FIFA.com vorbeischauen, sind Sie sicherlich Fussballfan. Aber vielleicht mögen Sie ja auch Rugby. In diesem Fall ist Ihnen sicherlich das "Gedränge" ein Begriff. Vor dem Anpfiff bildeten die englischen Spielerinnen aus der Startelf einem diesem Gedränge nicht unähnlichen Kreis, um sich gegenseitig anzufeuern. Die Nordkoreanerinnen taten es ihnen unter Einbeziehung ihrer Auswechselspielerinnen gleich. Anschließend schenkten sich beide Mannschaften während der 90 Minuten nichts und teilten sich am Ende gerecht die Punkte. Nach dem Abpfiff gab es dann erneut ein Gedränge, allerdings eines des Fairplays, als sich alle 22 Akteurinnen gegenseitig beglückwünschten.
Lektion erteilt Japan hat in der Geschichte der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft erst zwei Spiele verloren – eines davon war das Viertelfinale von Aserbaidschan 2012 gegen Ghana. Schon damals zeigten die jungen Japanerinnen die Spielanlage, die sie zwei Jahre später zum Titelgewinn führen würde. Doch Ghana setzte sich mit Dynamik, Robustheit und Aggressivität durch. Vier Jahre später spielt Japan immer noch das schnelle Spiel der flinken Füße. Mit einem Unterschied: Torchancen werden sehr effektiv genutzt.
Perfekter Lupfer verdirbt Auftakt Die jungen Nigerianerinnen erspielten sich gegen Brasilien zunächst mehrere Chancen, welche die vor allem auf der Linie starke Torhüterin Kemelli jedoch alle zunichte machte. Auf der anderen Seite hatte Chiamaka Nnadozie einen weit weniger glücklichen Auftritt, als sie weit aus dem Tor herauseilte, um Ana Vitoria abzugrätschen. Dabei beförderte die nigerianische Schlussfrau den Ball nämlich genau vor die Füße von Micaelly. Die Auriverde-Spielmacherin ließ sich nicht zweimal bitten und lupfte den Ball wunderschön ins leere Tor.
Die Zahl des Tages 500– Das 2:1 der Engländerin Georgia Stanway gegen die DVR Korea war das 500. Tor in der Geschichte der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft. Die ersten 113 Tore fielen 2008 in Neuseeland, 125 weitere 2010 in Trinidad und Tobago, 119 waren es 2012 in Aserbaidschan und derer 113 in Costa Rica 2014. In Jordanien zappelte der Ball bei diesem Treffer zum 30. Mal im Netz.
Das Zitat "Ich denke, meine Spielerinnen waren eingeschüchtert von dem Status, den der Name Brasilien im Fussball hat. Daher haben wir nie richtig zu unserem Spiel gefunden. Ich bin sicher, gegen ein anderes Team hätten sie lockerer und besser gespielt." Nikyu Bala (Trainer, Nigeria)
So geht es weiter Montag, 3. Oktober
Gruppe A Spanien – Neuseeland (16:00 Uhr, Irbid) Jordanien – Mexiko (19:00 Uhr, Irbid)
Gruppe B Venezuela – Kamerun (16:00 Uhr, Amman) Deutschland – Kanada (19:00 Uhr, Amman)
(Anstoßzeiten jeweils Ortszeit)