Montag 08 Januar 2024, 18:45

Nachruf auf Franz Beckenbauer: 1945-2024

Franz Beckenbauer war jahrzehntelang eine legendäre Figur des deutschen und internationalen Fussballs. Zunächst als Spieler, dann als Trainer und später als Funktionär. Der gebürtige Münchner schloss sich als Jugendspieler dem FC Bayern München an, bevor dieser zu seiner heutigen Dominanz gelangte. Er verhalf dem Verein zu vier Bundesliga-Titeln, vier DFB-Pokalen, drei Europapokalen und einem UEFA-Pokal der Pokalsieger. Später in seiner Karriere war er mit Hamburg erneut in der Bundesliga erfolgreich und gewann mit New York Cosmos drei Titel in der North American Soccer League. Der Verteidiger definierte die Rolle des Liberos mit seinen schnellen Bewegungen und seiner bemerkenswerten Technik, die es ihm ermöglichte, mühelos zwischen Verteidigung und Angriff zu wechseln. Dieser elegante Stil und seine Führungsqualitäten auf dem Spielfeld brachten ihm während seiner Karriere den Spitznamen Der Kaiser ein.

Seine größten Triumphe feierte Beckenbauer jedoch im unverwechselbaren schwarz-weißen Trikot der Bundesrepublik Deutschland. Im Alter von 20 Jahren stand er im Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft England 1966™ als seine Mannschaft mit 2:4 nach Verlängerung gegen England verlor. Nach dem Gewinn der UEFA-Europameisterschaft 1972 führte er sein Land zum Sieg bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1974™ im eigenen Land und wurde 1982 zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ernannt. Nach 103 Länderspielen und 14 Toren zog sich Beckenbauer 1977 im Alter von 31 Jahren aus dem internationalen Fussball zurück, bevor er 1983 seine Vereinskarriere bei New York Cosmos beendete. Er wurde zweimal mit dem Ballon d'Or und viermal mit dem Titel "Deutschlands Fussballer des Jahres" ausgezeichnet, in die FIFA-Weltauswahl des 20. Jahrhunderts gewählt und mit dem FIFA-Verdienstorden sowie dem FIFA Presidential Award geehrt. In Deutschland wurde er zum Spieler des Jahrhunderts gekürt und mit den drei höchsten Auszeichnungen des Verdienstordens ausgezeichnet.

Nachdem er 1984 zum Trainer der Bundesrepublik Deutschland ernannt worden war, führte Beckenbauer die Nationalmannschaft zwei Jahre später ins Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Mexico 1986™, wo sie mit 2:3 gegen Diego Maradonas Argentinien verlor. Als die beiden Mannschaften 1990 in Italien im Finale aufeinandertrafen, besiegte der Kaiser seinen südamerikanischen Gegner mit 1:0 und wurde damit nach Mario Zagallo zum zweiten Spieler und Trainer, der die Weltmeisterschaft gewann. Während seiner Zeit als Präsident des Vereins zwischen 1994 und 2009 war er zwei weitere Male Interims-Trainer des FC Bayern München, mit dem er in dieser Zeit die Bundesliga und den UEFA-Pokal gewann. Beckenbauer war außerdem Vorsitzender des lokalen Organisationskomitees für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ in Deutschland und war zwischen 1999 und 2016 Mitglied zahlreicher FIFA-Kommissionen, darunter das FIFA-Exekutivkomitee (jetzt FIFA-Rat), die Fussballkommission, die Strategiekommission, die Fussball-Taskforce 2014 und die Organisationskommission für die FIFA U-20- und U-17-Frauen-Weltmeisterschaften.

FIFA-Präsident Gianni Infantino sagte: “Franz Beckenbauer war eine Legende des deutschen Fussballs und des Weltfussballs. Seine Leistungen und Erfolge werden unvergessen bleiben, und bei aller Popularität ist ‘Der Kaiser’ stets bescheiden und bodenständig geblieben. Er stemmte 1974 als erster Kapitän den aktuellen FIFA WM-Pokal in die Höhe und gewann das Turnier 1990 erneut, diesmal als deutscher Teamchef. Sein Tod ist ein schmerzhafter Verlust nicht nur für den deutschen, sondern auch für den Weltfussball. Fussballfans auf der ganzen Welt werden sich immer an ihn erinnern, vor allem die Anhänger der deutschen Nationalmannschaft und des FC Bayern München, mit denen er so viele Erfolge feiern konnte. Während vieler Treffen des UEFA-Exekutivkomitees hat er als mein Sitznachbar gerne sein Fussballwissen mit mir geteilt. Ein grossartiger Mensch, ein Freund des Fussballs, ein Champion und eine wahre Legende. Franz wird unvergessen bleiben. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden und beim Deutschen Fussball-Bund. Ich spreche ihnen allen mein tiefstes Beileid aus."