Mittwoch 13 Februar 2019, 09:28

Liz Ángeles – Auf dem Platz und abseits davon

  • Von der Straße in den Profifussball

  • Alles begann mit der Teilnahme am Homeless World Cup 2015

  • Sie erzählt uns ihre Geschichte und berichtet über neue berufliche und persönliche Ziele

Wenn man Lizbeth Ángeles vor vier Jahren gesagt hätte, dass sie bald vom Fussball leben würde, hätte sie sicherlich gelacht. Damals war sie 24 Jahre alt, und in Mexiko gab es noch nicht einmal eine Frauenfussball-Profiliga.

Doch das Leben geht oft verschlungene Wege. Und so ist für sie in diesem Zeitraum nicht nur ein Traum wahr geworden, sondern sie hat sich darüber hinaus zu einem Vorbild für andere junge Menschen entwickelt, die an ihrem Beispiel sehen, dass alles möglich ist. FIFA.com sprach in einem Exklusiv-Interview mit der Stürmerin von Pachuca.

Fussball – ein treuer Begleiter

Liz, wie sie von Freunden genannt wird, hat die Liebe zum Ball in ihrem Geburtsort im Süden von Mexiko-Stadt entwickelt. Sie begann schon als kleines Kind mit dem Fussballspielen, und als sie älter wurde, war der Fussball ein willkommener Zeitvertreib, der ihr in schwierigen Lebenssituationen half. Im zweiten Lebensjahrzehnt luden sie einige Freundinnen zu dem Turnier "De la Calle a la Cancha" (Von der Straße auf den Fussballplatz) ein, und damit sollte sich alles ändern – ihr Leben, ihre Ziele, ihre berufliche Situation.

Viele Frauen aus ganz Mexiko, die sich in einer prekären wirtschaftlichen Lage befanden, kämpften um einen die sieben Plätze in der Auswahl, die am Homeless World Cup 2015 in Amsterdam teilnehmen würde.

"Ich habe auf Gemeindeebene angefangen, und dann habe ich den Bundesstaat Mexiko im landesweiten Turnier repräsentiert. Wir sind Meister geworden, und dort wurden dann vor allen Zuschauern, die gekommen waren, um sich die Partie anzuschauen, die sieben besten Spielerinnen ausgewählt. Dann habe ich meinen Namen gehört ...."

Sie trat die Reise nach Europa an und trug die Kapitänsbinde der Auswahl, die am Ende den Titel gewann. "Diese Weltmeisterschaft war einfach unfassbar. Es war einzigartig, mit deiner Auswahl gegen so viele andere Länder antreten zu können. Das Beste war, Weltmeister zu werden und die mexikanische Hymne zu hören."

Ihre Tugenden auf dem Platz verhalfen ihr zu einem Arbeitsplatz bei der Bundespolizei, wo sie die Möglichkeit hatte, ihre Tätigkeit als Ermittlerin mit dem Fussball unter einen Hut zu bringen. 2017, als die Schaffung der Profiliga Liga MX Femenil bekannt gegeben wurde, begann sie, sich für den Profifussball zu interessieren.

"Tatsächlich schien mir das alles in weiter Ferne zu sein. Es war allein schon wegen meines damaligen Alters schwierig. Trotzdem habe ich nie aufgegeben, bis ich schließlich eine Chance bekam."

Sie ließ sich von der Polizei für sechs Monate beurlauben und versuchte in Pachuca, ihren Traum zu verwirklichen. "Ich hatte keine große Hoffnung, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Jetzt kann ich sagen, dass ich schon ein Jahr dabei bin und mich unglaublich entwickelt habe. Ich bin sehr zufrieden mit der Zugehörigkeit zu diesem Klub."

Sie erzielte Tore und bekam immer mehr Selbstvertrauen. Mittlerweile hat sie bereits 19 Tore auf dem Konto, und es wäre sicherlich normal, wenn sie über einen möglichen Einsatz in der Nationalmannschaft nachdenken würde. Doch sie möchte erst noch einen weiteren Schritt tun: "Es ist schon mein Ziel, mein Land zu vertreten und an einer WM teilzunehmen, aber ich konzentriere mich nicht so sehr darauf. Ich weiß, dass ich auf jeden Fall bereit sein werde, falls mich eines Tages jemand anruft. Mein Ziel ist es, mich hier in Pachuca zu verbessern. Darauf konzentriere ich mich. Ich muss noch viel lernen, aber noch wichtiger wäre es mir, ein Vorbild für die Mädchen zu sein, die nach uns kommen."

Verwirklichte Träume und neue Ziele

Für all die Mädchen hat sie eine Botschaft: "Hört nie auf zu träumen. Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, versucht es weiter. Es gibt im Leben immer viele Prüfungen und Hindernisse, aber man muss sie selbst überwinden, um seine Träume zu verwirklichen."

Sie ist ein Paradebeispiel dafür, dass es möglich ist. Wir fragen nach der Zukunft. "Ich absolviere ein Studium zur Konditionstrainerin. Mein Ziel ist es, eines Tages für einen Klub arbeiten zu können. Den Fussball werde ich nie aufgeben", erklärt sie stolz, nachdem sie ein weiteres ihrer Ziele abgehakt hat, nämlich ein Universitätsstudium.

Wie weit wird sie noch kommen? Wie oft wird sie das runde Leder noch im Tor versenken? Diese Fragen kann nur die Zeit beantworten. Eines steht jedoch fest: Dank Liz Ángeles träumen heute viele junge Menschen von einer besseren Zukunft. Das ist sicher eine der wertvollsten Trophäen, die man erringen kann.