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Montag 21 März 2016, 03:51

Lampard: Hausaufgaben, Videospiele und Fussball im Garten

Frank Lampard posiert am New Yorker Times Square für ein Foto mit einer großen Gruppe Jugendlicher, die sich erwartungsvoll um ihn drängen. Über ihnen pulsieren riesige Bildschirme mit wilden Pixelarrangements in satten Farben.

Alles am Times Square ist extrovertiert, prahlerisch und steht in starkem Kontrast zu dem ruhigen Engländer, der höflich für Fotos posiert, als die ersten Schneeflocken vom Himmel fallen. Und doch gibt es einen gemeinsamen Nenner, der diese seltsam anmutende Kombination aus Bühne und Darsteller vereint. Die Trophäen und individuellen Auszeichnungen des Fussballers, die er im Laufe von 15 Jahren erworben hat, ziehen nämlich eine Leuchtspur durch den Fussball, die der berühmtesten Kreuzung der Welt in Sachen Glanz und Gloria in nichts nachsteht.

Die 32 Fans, die Lampard umringen, sind den vorbeikommenden Touristen zwar nicht bekannt, aber dennoch sind sie Stars in ihrem eigenen Fachgebiet. Sie haben sich einen Namen im Reich des eSports gemacht, wo die Tore virtuell, die Fussballträume jedoch ganz real sind. Es handelt sich um die 32 besten Spieler von EA SPORTS™ FIFA 16, und sie kommen vom 20. bis zum 22. März in New York zusammen, um an der elektronischen Variante der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ teilzunehmen – dem FIFA Interactive World Cup (FIWC).

"Diese 32 Spieler werden diesen Augenblick nie vergessen", so Lampard im Gespräch mit FIFA.com. "Ich rate ihnen, jede Sekunde zu genießen."

Der ehemalige englische Nationalspieler, der sein Land bei drei Weltmeisterschaften vertreten hat, betont noch einmal die Bedeutung dessen, was die um ihn versammelten Jungs bislang schon erreicht haben. "Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass über zwei Millionen Menschen auf der ganzen Welt an der Qualifikation für dieses Turnier teilgenommen haben", meint er. "Alle 32 Spieler, die ihre Länder hier in New York repräsentieren, sollten stolz auf das sein, was sie erreicht haben."

"Ich glaube, jedes Kind wünscht sich heutzutage zu Weihnachten Videospiele", so Lampard, der seine eigene Kindheit als eine Kombination aus "Hausaufgaben, Videospielen und Fussballspielen im Garten mit Freunden" beschreibt.

Als der Fussball dann zu seiner Vollzeitbeschäftigung wurde und hohe Ansprüche an ihn stellte, blieb immer noch Zeit für das eine oder andere Videospiel. "Wir hatten bei Chelsea wirklich einen starken Mannschaftsgeist, und der rührte zum Teil auch von dem her, was hinter den Kulissen passierte", erklärt er. "In den Hotels und in der Kabine spielten wir FIFA. Die Kameradschaft, die beim Spielen des FIFA-Spiels entsteht, war sehr wichtig und hat das Team zusammengeschweißt. Wir haben viel gespielt."

Mittlerweile steht der englische Mittelfeldspieler gemeinsam mit seinem ehemaligen europäischen Rivalen Andrea Pirlo beim FC New York unter Vertrag. "Ich hatte großen Respekt vor ihm, wenn ich gegen ihn angetreten bin. Und schon damals habe ich etwas von ihm gelernt", so Lampard. "Er zählt zu den besten Spielern seiner Ära. Es ist ein Vergnügen, in diesem Stadium meiner Karriere an seiner Seite zu spielen."

Während sie auf dem Spielfeld gleichstark sind, gibt es abseits davon eine gewisse Hierarchie. "Pirlo gewinnt. Leider gewinnt Pirlo immer", meint Lampard lachend als wir ihn fragen, wie eine Partie FIFA 16 gegen den ehemaligen Spieler von Juventus Turin in der Regel endet.

"Ich habe sein Buch gelesen und er schreibt, dass er 2006 an dem Nachmittag, bevor er mit Italien Weltmeister wurde, FIFA gespielt hat. Das könnte ich nicht", so der Engländer. "Vor einem Spiel will ich mich nur entspannen und über das Spiel nachdenken. Ich bin immer ganz tief in meine Gedanken an das Spiel versunken und kann mich manchmal auf nichts anderes konzentrieren. Aber jeder entspannt oder konzentriert sich anders und ich kenne viele englische Nationalspieler, die bei Turnieren häufig FIFA spielen."

Als wir Lampard fragen, welches seiner Tore er am liebsten in der EA SPORTS™ FIFA-Serie verewigt sehen würde, wendet er seine Aufmerksamkeit Europa zu.

"Ich habe 2006 in der Champions League ein Tor gegen Barcelona erzielt, bei dem ich den Ball praktisch von der Torauslinie aus über Valdes hinweg geschlenzt habe. Er hat sich im Bogen ins Tor gesenkt. Das würde ich gern auf FIFA sehen. Es war für mich eines dieser ganz besonderen Tore."

Genau wie reale Weltmeisterschaften wurde auch der FIWC ab und an vom Elfmeterpunkt aus entschieden. Lampard gilt als großer Standardspezialist und hat einige Ratschläge für die diesjährigen Finalisten parat. "Wenn man unter Hochdruck einen Elfmeter ausführen muss – insbesondere in wichtigen Spielen, einem Finale oder Elfmeterschießen – gehört das zu den größten Erlebnissen, die man als Fussballer in seiner Karriere haben kann."

"Ich versuche dann alle anderen Gedanken auszublenden. Ich versuche, meine Konzentration zu bündeln. Es ist nicht einfach. Ich habe viel trainiert. Es spielt eine große Rolle, wie häufig man diese Situationen trainiert. Letztendlich muss es einem in Fleisch und Blut übergehen. Du musst stark bleiben, deine Wahl treffen und dann nicht mehr davon abweichen."