Samstag 12 März 2016, 12:17

Krankl: "Wir waren viel besser als die Deutschen"

Jeder Österreicher kennt die Geschichte des "Helden von Cordoba": Hans Krankl, der 1978 bei der FIFA Fussball-WM™ in Argentinien mit seinem Treffer gegen Deutschland dafür sorgte, dass der amtierende Weltmeister gegen den Nachbarn eine 2:3-Niederlage erlitt und dadurch den theoretisch noch möglichen Einzug ins Endspiel verpasste.

Für die ÖFB-Auswahl war es der erste Sieg seit 47 Jahren gegen Deutschland. "Unsere Nationalmannschaft damals war sensationell. Wir haben schon in der Qualifikation richtig gut gespielt und es dann nach Argentinien geschafft. Die anderen Nationen hatten nie daran geglaubt, dass Österreich in die nächste Runde einziehen würde. Unsere Gegner hatten leichte Siege erwartet. Aber dann kam alles ganz anders", sagt Ex-Stürmer Krankl im Gespräch mit der FIFAheute noch voller Stolz. Und zurecht – schließlich besorgte er in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Spanien und Schweden die Siegtreffer.

"Wenn man heute jungen Leuten davon berichten würde, die würden das nicht glauben. Wir haben Spanien in unserem ersten Spiel vor 47 000 spanisch sprechenden Menschen, die alle zu Spanien gehalten haben, 2:1 geschlagen. Dann haben wir gegen Favorit Schweden gewonnen und das dritte Spiel gegen Brasilien 0:1 verloren", berichtet der mittlerweile 63-Jährige. "Wir waren wirklich müde, wir waren diesen Rhythmus nicht gewohnt."

In die zweite Runde startete Österreich dann allerdings mit Niederlagen gegen Italien und die Niederlande, so dass im letzten Spiel gegen die DFB-Mannschaft ein Weiterkommen schon nicht mehr möglich war. Dennoch landete die Elf aus der Alpenrepublik jenen 3:2-Sieg im Prestigeduell, über den man heute noch spricht. "Als Nationalmannschaft waren wir besser als die Deutschen, die damals viele interne Konflikte austrugen. Sie haben bei der WM nicht gut gespielt und in dieser Partie waren wir viel besser als die Deutschen", berichtet Krankl.

Überbewerten – das macht er deutlich – sollte man den historischen Triumph aber nicht: "Damals haben wir die Bedeutung dieses Sieges nicht verstanden. In dem Moment, als ich das Tor erzielte, war ich einfach nur glücklich darüber. Erst später wurde es uns klar, dass es der erste Sieg über den 'großen Bruder' seit 47 Jahren war. Über den 'großen Bruder', der uns immer ein wenig belächelt hat. Es war ein großer Sieg, der für die österreichische Fussballgeschichte sehr, sehr positiv war. Nicht mehr, nicht weniger, das habe ich immer so gesagt."

In seiner Heimatstadt Wien sieht man das offenbar ein wenig anders, denn dort wurde noch 2009 im 21. Bezirk der "Cordobaplatz" eingeweiht – er grenzt auch noch an die "Edi-Finger-Straße", benannt nach jenem Radioreporter, der nach Krankls 3:2 gegen Deutschland die Worte "I wer' narrisch" durch den Äther in die Heimat brüllte. Drei Worte, die noch heute in Österreich absoluter Kult sind.

Für Krankl brachten seine vier WM-Tore 1978 einen Transfer zum FC Barcelona ein, für den er in zwei Jahren in 88 Spielen 64 Tore erzielte – eine Quote, die heute nur ein gewisser Lionel Messi erreicht. Nachdem er mit den Katalanen 1979 den Europapokal der Pokalsieger holte und in seiner ersten Saison dort spanischer Torschützenkönig wurde, waren die Hoffnungen groß, 1982 bei der FIFA Fussball-WM™ in Spanien mit Österreich die Heldentaten von 1978 noch zu übertrumpfen.

Zwar qualifizierte man sich erneut für die zweite Runde, doch dort konnte man sich gegen Frankreich (0:1) und Nordirland (2:2) nicht durchsetzen. "1982 lief nicht so gut für uns, die Kameradschaft hat nicht so gut geklappt und auch unsere Beziehung mit dem Trainer hat nicht gepasst. Hätten wir 1982 den richtigen Trainer gehabt, w��ren wir vielleicht sogar weiter gekommen als 1978", denkt Krankl. Doch auch so hat er seinen Platz in der österreichischen Fussballgeschichte sicher.