Muendane: Glücksbringer für Mosambik

Kurz nachdem er Mosambik zur ersten Teilnahme an der Endrunde einer FIFA Futsal-Weltmeiserschaft geschossen hatte, deutete Ricardo Muendane noch an, nicht mit nach Kolumbien zu reisen. "Für mich endet der Weg damit, dass ich die Mannschaft zur WM geschossen habe", gab er zu Protokoll. "Wir haben viele, viele junge Spieler. Die brauchen solche Turniere, um zu lernen."

Doch als der schon 35-jährige Gewinner des Goldenen Schuhs nach Mosambik zurückkehrte, wurde er natürlich von allen Seiten bestürmt, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. "Viele Menschen aus dem ganzen Land, meine Familie und sogar Politiker sagten, ich solle die WM im September spielen", erzählt Muendane gegenüber FIFA.com. "Bis ich schließlich gesagt habe: 'Na schön, ich mach's!'"

Für den Futsal, der seit der Qualifikation ohnehin einen Boom erlebt, war das noch einmal ein Schub. "Futsal spielt in Mosambik im Vergleich zum Fussball nur eine ganz untergeordnete Rolle", berichtet Muendane. "Aber unsere Qualifikation war eine große Sache, da sie historisch war. Plötzlich redeten die Leute über Futsal und nannten uns Helden. Ich wurde auf der Straße, auf der Arbeit, in meinem Viertel darauf angesprochen. Die Leute kamen auf mich zu, um uns Glück für Kolumbien zu wünschen."

Die Erwartungen dämpfen Glück kann Mosambik durchaus brauchen, schließlich warten in der Gruppenphase der fünfmalige Weltmeister Brasilien, Australien und die Ukraine, die bei der letzten WM in Thailand 2012 den fünften Platz belegte. "Wir wissen, dass das sehr gute Mannschaften sind und es sehr schwierig werden wird. In der Vergangenheit haben wir schon zwei oder drei Mal gegen Brasilien gespielt – ein ganz starkes Kollektiv. Und auch die Ukraine ist sehr gut", so Muendane, der zugleich einräumt: "Über Australien wissen wir nicht so viel."

Wahrscheinlich spricht die Erfahrung aus Muendane, wenn er die Chancen Mosambiks beurteilen soll. Er sagt nämlich ganz realistisch: "Wir fliegen nach Kolumbien, damit die neuen Spieler Erfahrung sammeln können. Afrikanische Mannschaften in diesem Turnier denken nicht an den Titel. Unser Turnier ist der Afrikanische Nationen-Pokal. Für den wollen wir bei der Futsal-Weltmeisterschaft möglichst viel lernen. Natürlich wollen wir so weit kommen wie möglich, aber das Lernen steht im Vordergrund. Dass wir die WM gewinnen – nein, nein. Nein, das ist nicht möglich. Wir spielen dort gegen die besten Mannschaften der Welt und darum geht es."

Es überrascht wenig, dass Mosambiks Nationaltrainer Abdul Naymo seinem Kapitän in diesem Punkt widerspricht, aber auch er dämpft letztlich die Erwartungen. "Mein Ziel ist das Überstehen der Vorrunde", sagt Naymo. "Das wird schwierig genug, aber wir werden alles daran setzen."

Mit gutem Beispiel voran Muendane lebt mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern in Mosambiks Hauptstadt Maputo. Hauptberuflich arbeitet er für ein Wasserwirtschaftsunternehmen. Sein Spitzname lautet sinnigerweise "Dino". Dass seine Mannschaft beim Afrikanischen Nationen-Pokal zuletzt Platz drei belegte und sich so für Kolumbien qualifizieren konnte, führt der Routinier auf die Zusammenstellung des Kaders zurück. "Fünf oder sechs Spieler" haben nach seiner Einschätzung viel Futsal Erfahrung. "Wir haben an vielen Turnieren teilgenommen, in Brasilien und Portugal gespielt", so Muendane weiter. Und der Trainer hat es verstanden, uns Routiniers mit Neulingen zu kombinieren, von denen viele sehr gut sind."

Beim Afrikanischen Nationen-Pokal in Südafrika belegte Mosambik in seiner Vorrundengruppe Platz eins, scheiterte dann im Halbfinale an Marokko und sicherte sich dann den für die WM-Teilnahme erforderlichen dritten Platz im Sechsmeterschießen gegen Sambia. "Das Sechsmeterschießen hätten wir uns ersparen können", findet Muendane. "Wir haben viel besser gespielt als Sambia. Im Vorfeld dachten wir schon, dass wir uns würden für die WM qualifizieren können, da wir bei der Auslosung Glück hatten . Uns war auch klar, dass es dazu nicht der erste oder der zweite Platz sein müsste und waren letztlich mit Platz drei und der WM-Qualifikation zufrieden."

Für Trainer Naymo ist Ricardo Muendane, der bei dieser Afrikameisterschaft zum zweiten Mal nach 2008 den Goldenen Ball gewann, der Schlüsselspieler in seiner Mannschaft. "Ricardo ist wegen seiner Erfahrung und seinen Führungsqualitäten mein Kapitän", sagt er deshalb. "Alle Spieler respektieren ihn. Er ist sehr wichtig. Ich denke, in Kolumbien wird man noch mal seine ganze Entschlossenheit sehen. Und Tore von ihm."