Eine solch erfolgreiche Fussball-Ära hat Fidschi noch nie erlebt. In wenigen Wochen feiert das Team sein Debüt beim Olympischen Fussballturnier der Männer, nachdem sich die U-20-Auswahl im vergangenen Jahr bei ihrer ersten Teilnahme an der FIFA U-20-Weltmeisterschaft in Neuseeland überaus respektabel geschlagen hatte. Bedenkt man dann auch noch den bislang erfolgreichen Verlauf der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™, kann man über die derzeitigen Erfolge des Teams nur staunen.
Die Olympischen Spielen werden allerdings eine enorme Herausforderung für Fidschi, das in einer sehr schweren Gruppe gelandet ist. Denn alle drei Gegner – der amtierende Olympiasieger Mexiko, Weltmeister Deutschland und die Republik Korea legen großen Wert auf eine gute Nachwuchsförderung.
2015 in Neuseeland strafte Fidschi alle Zweifler Lügen und feierte einen 3:0-Sieg gegen Honduras. Es war der erste Sieg eines ozeanischen Teams in diesem Wettbewerb seit der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 2003. Bis zu zwölf Spieler aus dem Team von Neuseeland 2015 und damit der Großteil des 18-Mann-Kaders werden auch in Brasilien wieder dabei sein. Zudem sind drei Spieler über der Altersgrenze zugelassen, von denen Roy Krishna mit Abstand der bekannteste ist.
Auf einer Welle des Optimismus In den 1980er- und 1990er-Jahren war Fidschi die führende ozeanische Inselnation im Fussball. Dann aber unternahmen viele der benachbarten Inseln enorme Anstrengungen. Entsprechend willkommen ist die aktuelle Entwicklung auf der Inselgruppe. Denn nach einer Phase der Stagnation geht es nun im Fussball wieder voran – in einem Land, in dem normalerweise Rugby die Schlagzeilen beherrscht.
"Was die aktuelle Entwicklung angeht, ist der Fussball in Fidschi regelrecht durch die Decke gegangen", sagte Frank Farina im Gespräch mit FIFA.com. "Innerhalb von nur zwölf Monaten hat der Fussball aufgrund der U-20-WM eine enorme Entwicklung durchgemacht. Niemand hätte erwartet, dass das Team dort viel erreicht, doch am Ende haben uns nur 20 Minuten zum Einzug in die zweite Runde gefehlt. Wenige Wochen später qualifizierte sich das Team für Rio, und nun sind wir in der WM-Qualifikation in die letzte Runde eingezogen.
"Nicht zuletzt aufgrund des Abschneidens bei der U-20-WM hat Ozeanien jetzt zwei Teilnahmeplätze bei der U-17- und der U-20-Weltmeisterschaft. Die Entwicklung des Fussballs ist sehr beeindruckend und führt zu einem gesteigerten Ansehen. In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden aufbauend auf dem Erfolg Fussballschulen eingerichtet. Der Fussball in Fidschi entwickelt sich also sehr gut. Das sieht man gern."
Realistische Erwartungen Farina weiß recht gut, welches Niveau im internationalen Fussball herrscht. Der in Papua-Neuguinea geborene und in Australien aufgewachsene Farina war sechs Jahre lang Australiens Nationaltrainer und nahm in dieser Zeit zwei Mal am FIFA Konföderationen-Pokal und ein Mal am Olympischen Fussballturnier (2004) teil.
In Rio wird Fidschi als krasser Außenseiter gesehen. Farina bemüht sich, die Erwartungen der Öffentlichkeit zu dämpfen, die durch den Erfolg in Neuseeland enorm angestachelt wurden. Bislang allerdings hat Fidschi bei Olympischen Spielen noch nie eine Medaille gewonnen. "Fidschi ist eine kleine Inselnation. Für uns ist das ein neues Turnier, ein weiterer Schritt nach der U-20-WM", so Farina. "Wenn wir realistisch bleiben wollen – und einige Leute hier haben Erwartungen, die keineswegs realistisch sind - dann geht es für uns darum, respektabel mitzuspielen. Das ist ein realistisches Ziel.
Wir sind ja schließlich nicht die 7er-Rugby-Mannschaft Fidschis, die Weltmeister ist. Wir wollen eine gute Leistung zeigen und uns nicht blamieren. So sieht die Wirklichkeit aus. Einige Leute meinen, wir fahren dorthin und kommen mit einer Medaille zurück. Sie verstehen nicht, dass das nichts mit der Realität zu tun hat. Allerdings werden wir viel Erfahrung sammeln, was der Nationalmannschaft zugute kommt. Ich sage immer, man darf die Ambitionen nicht mit den Möglichkeiten verwechseln."
"Allerdings gebe ich zu, dass es auch mal Überraschungen gibt", so Farina mit Bezug auf den Sieg beim U-20-Turnier im vergangenen Jahr. "Auf dem Fussballfeld kann eine ganze Menge passieren, wenn man sich gut vorbereitet.
Das alles sind einzelne Schritte für uns. In den nächsten vier, fünf Jahren wird die Nationalmannschaft dank der bei internationalen Turnieren gesammelten Erfahrungen immer stärker werden. Und außerdem tragen unsere Erfolge dazu bei, immer mehr junge Spieler hervorzulocken, die sich nun auch große Träume erlauben dürfen."