Montag 04 Mai 2020, 08:33

4. Mai 1949: Eine italienische Tragödie jährt sich

Die Geschichte des Torino Football Club (FC Turin) ist eng verknüpft mit glorreichen, aber auch äußerst tragischen Momenten des italienischen Fussballs. Am 4. Mai 2020 jährt sich die Tragödie von Superga zum 71. Mal.

Die Geschichte des Torino Football Club (FC Turin) ist eng verknüpft mit glorreichen, aber auch äußerst tragischen Momenten des italienischen Fussballs. Leidenschaft, Siegeswille und aufopferungsvolle Arbeit waren dabei stets die drei Grundvoraussetzungen, um im granatroten Trikot spielen zu dürfen.

Der Verein wurde am 3. Dezember 1906 in Turin in der Birreria Voigt von Pietro Micca gegründet, wo sich 23 Herren von Internazionale Torino und dem FC Torinese trafen. Die beiden Vereine entschlossen sich, zu verschmelzen und fortan unter dem Namen Torino Football Club zu spielen. Der Schweizer Hans Schönbrod war der erste Präsident und feierte noch vor Ablauf desselben Jahres den ersten offiziellen Sieg des Vereins gegen Vercelli.

Il Toro (der Stier, aber auch Abkürzung für Torino), wie der Verein liebevoll in Italien genannt wird, etablierte sich über Jahre weit oben im italienischen Fussball, ohne dabei jedoch die Meisterschaft gewinnen zu können. In dieser Zeit machten die Turiner insbesondere dadurch von sich reden, dass sie als erste europäische Mannschaft durch Südamerika tourten und dort sechs Spiele bestritten. Das glich in jener Zeit einem echten Abenteuer.

1928 feierte der Toro unter der Präsidentschaft von Enrico Marone Cinzano den ersten italienischen Meistertitel (Scudetto). 1939 trat Graf Cinzano zurück und überließ Ferruccio Novo die Nachfolge, der sich schnell zum Vater von "Il Grande Torino" entwickelte. Innerhalb weniger Monate gelang es ihm, eine sagenhafte Mannschaft zusammenzustellen: Bacigalupo, Ballarin, Maroso, Grezar, Rigamonti, Castigliano, Menti, Loik, Gabetto, V. Mazzola und Ossola. Diese elf Spieler bilden eine Traummannschaft, wahrscheinlich die homogenste in der Geschichte des Vereinsfussballs, die schon bald den Spitzenamen Il Grande Torino erhielt.

Valentino Mazzola (Vater der bekannten Fussballer Ferruccio und Sandro) war Kapitän und Seele dieser Mannschaft, die alle Rekorde brach. Zwischen 1943 und 1949 (die Saison 1943-44 fiel kriegsbedingt aus), gewann Torino fünf Mal in Folge die Meisterschaft und 1943 gelang dem Verein als erster italienischer Mannschaft das Double mit dem Gewinn von Meisterschaft und Pokal. In jener Zeit stellten die Turiner nicht weniger als zehn Spieler der italienischen Nationalmannschaft. Dieser Rekord dürfte nur schwer zu schlagen sein.

Die Tragödie von Superga

In dieser Zeit stand Turin stellvertretend für ein Italien, das neuen Mut schöpfte - und Granatrot dominierte landesweit. Wie jedoch in einem schlechten Film wurde der Verein auf dem Höhepunkt seines Erfolgs von einem furchtbaren Schicksalsschlag getroffen.

Am 4. Mai 1949, auf dem Rückflug von Lissabon, wo der FC Turin ein Jubiläumsspiel zu Ehren von Jose Ferreira gegen Benfica bestritten hatte, verunglückte die Maschine bei dichtem Nebel wegen Problemen mit dem Höhenmesser und stürzte mit 31 Passagieren unterhalb der Basilika von Superga auf dem gleichnamigen Hügel oberhalb Turins ab. Alle Spieler, zwei Vereinsfunktionäre, die Trainer und drei Journalisten starben bei diesem tragischen Unfall. Die "Tragödie von Superga" beendete eine Ära und sorgte dafür, dass der Verein auf ewig einen besonderen Platz im Herzen der Italiener einnehmen wird. Gleichzeitig begann damit eine dreißigjährige Durststrecke, bevor der Toro an die Spitze zurückkehrte.

Der Torino FC blieb jedoch seinen Prinzipien treu und gab niemals auf. 1959 musste der Klub erstmals den schweren Gang in die Serie B antreten - nur um postwendend wieder aufzusteigen. In den sechziger Jahren etablierten sich die Turiner erneut unter den italienischen Topvereinen, aber wieder sorgte ein Todesfall für Aufsehen. Bei einem Autounfall kam die große Nachwuchshoffnung Gigi Meroni ums Leben.

Nach zwei italienischen Pokalsiegen (1968, 1971), gewann Torino 1976 den ersten Scudetto nach dem Unglück von Superga. Das verdankte man insbesondere den zwei Stürmern Paolo Pulici und Francesco Graziani, aber auch Renato Zaccarelli, der den Verein in späteren Jahren als Trainer führen sollte. Den Granatroten gelang es damit, den großen Stadtrivalen Juventus zu überflügeln.

Seit diesem Erfolg feierten die Turiner einige Erfolge (Finalteilnahme im UEFA-Pokal 1992 und italienischer Pokalsieger 1993), stiegen aber auch wiederholt in die Serie B ab. Aufgrund finanzieller Probleme wechselte der Verein zudem wiederholt den Besitzer.

Die Vereinsführung wurde dann von einer Reihe ehemaliger Spieler übernommen und konnte in die Serie A zurückkehren. Dort feierte man nun das einhundertjährige Vereinsjubiläum in Anwesenheit vieler ehemaliger Topspieler des Vereins, deren Herz nach wie vor für den Toro schlägt. Nach zwei Jahren im italienischen Oberhaus musste das Team 2009 erneut den Gang in die Zweitlklassigkeit antreten, ehe 2012 der Wiederaufstieg gelang.