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Montag 14 September 2020, 06:57

Boyd rückt die psychische Gesundheit in den Fokus

  • Kris Boyd beendete im vergangenen seine überaus torreiche Karriere

  • Jetzt ist er Co-Produzent eines Podcast zum Thema psychische Gesundheit

  • Der Selbstmord seines Bruders veranlasste ihn zur Gründung einer Hilfsorganisation

Kris Boyd und Henrik Larsson waren Torjäger der Extraklasse. Boyd verbrachte den Großteil seiner Karriere bei Kilmarnock und den Glasgow Rangers, wobei er letztlich gar den Liga-Torrekord des legendären Schweden von Celtic Glasgow übertrumpfte.

Doch die beiden verbindet noch mehr als Tore, Ruhm und Verehrung der Fans, nämlich der Schmerz über den Verlust eines jüngeren Bruders.

Das allerdings erfuhr Boyd erst, als er Larsson für seinen Podcast ''' interviewte, den er gemeinsam mit Robert Snodgrass von West Ham United produziert, einem früheren Teamkameraden in der schottischen Nationalmannschaft. Nach dieser Offenbarung dachte der heutige TV-Experte von Sky Sports, der nach dem Selbstmord seines Bruders eine Hilfsorganisation für psychische Gesundheit gründete, viel über "eine Bindung nach, die mehr als alle unsere Tore zusammen bedeutet."

Im Gespräch mit FIFA.com sagte Boyd: "Mit dem Podcast haben wir angefangen, um der Öffentlichkeit zu helfen und das funktioniert auch. Aber die ganze Sache hat auch mir geholfen. Ich habe mich geöffnet, mir zahlreiche Dinge von der Seele geredet und fühle mich jetzt viel besser."

"Es hilft sehr, wenn man hört, wie andere Menschen über ihre Probleme sprechen, zum Beispiel Henrik, der über den Verlust seines Bruders sprach. Das brachte mich dazu, auf mich selbst zu blicken, wie ich damit umgehe und was ich mache."

Die Offenheit, mit der Larsson und Boyd über diesen Tiefpunkt in ihrem Leben sprachen, und der Preis, den die durchlebte Tragödie in Bezug auf ihre eigene psychische Gesundheit forderte, ist eines der Hauptmerkmale von The Lockdown Tactics. Auch andere Fussballstars wie John Terry, Andy Robertson, Steph Houghton, sowie Box-Champion Tyson Fury gaben ergreifende und inspirierende Einblicke in ihren Umgang mit seelischen Konflikten.

"Diese Offenheit ist es wohl, die so viele Leute zu uns führt", so Boyd. "Die Leute schauen auf die Topstars im Fussball, auf Box-Champions und andere Stars und denken: 'Worüber sollten sie sich Sorgen machen?' Doch die psychische Gesundheit kann bei jedem Menschen beeinträchtigt sein, und dann bedeuten all das Geld, die Autos und der Ruhm plötzlich rein gar nichts mehr."

"Ich kenne Snoddy (Snodgrass) ja schon eine ganze Weile und wusste, dass er sich leidenschaftlich für Aspekte der psychischen Gesundheit interessiert. Der Podcast entstand aus unseren Gesprächen über diese Themen. Sehr viele Menschen haben das Gefühl, an einem Tiefpunkt zu stehen, besonders während der Pandemie. Daher schien der Zeitpunkt genau richtig. Wir waren der Meinung, dass es großen Einfluss haben kann, wenn berühmte Sportler, die Helden der Menschen, über ihre Probleme sprechen und darüber, wie sie mit ihnen umgehen. Und wir hören immer öfter, dass es tatsächlich vielen Leuten hilft."

Obwohl die Gäste alle aus dem Spitzensport kommen, sind ihre Erfahrungen sehr unterschiedlich. Einige davon, darunter Fury und auch Paul Merson, gaben zu, dass sie über Selbstmord nachdachten oder ihn sogar versuchten. Englands Linksverteidiger Danny Rose wiederum erzählte, dass er sich im Kampf gegen Depressionen ein Jahr lang nicht rasiert oder die Haar geschnitten habe. Wieder andere, beispielsweise Robertson, sprachen darüber, dass sie Hilfe gesucht haben, um dem Teufelskreis zu entgehen.

Doch ausnahmslos alle betonen die gleiche Botschaft: "Wenn du leidest, leide nicht im Stillen."

"Diese Botschaft, jemanden zu finden, mit dem man reden kann, kommt wirklich von allen. Und sie ist auch enorm wichtig", so Boyd. "Und auch Zuhören ist enorm wichtig. Bei seelischen Leiden ist es oft so, dass man es von außen nicht sehen kann. Es ist ein verstecktes Leiden. Daher ist es so wichtig, die Menschen darüber zu informieren, auf welche Anzeichen sie achten müssen und was am besten zu tun ist, wenn Freunde oder Verwandte unter Problemen leiden."

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Der Podcast ist die jüngste Aktion des schottischen Ex-Stürmers, mit der er der Stigmatisierung psychischer Leiden entgegentritt. Die Kris Boyd Charity hat bis heute mehr als GBP 200.000 aufgebracht und wurde im Juli mit eine prestigeträchtigen internationalen Preis ausgezeichnet, nämlich für die Partnerschaft mit einem lokalen College bei der Kampagne #PassingPositivity.

Und obwohl kein Tag vergeht, ohne dass Boyd an seinen Bruder denkt, hat sich die Motivation, die nächste Generation positiv zu beeinflussen, als ebenso überzeugend erwiesen.

"Ich komme immer wieder zu der Schlussfolgerung, dass ich nicht möchte, dass eine andere Familie das durchmacht, was meine durchgemacht hat", sagt er. "Doch schon bevor das mit meinem kleinen Bruder passiert ist, hatte ich stets das Gefühl, dass es im Fussball daran mangelt, sich um andere zu kümmern, insbesondere um Youngster, denen man oft das Blaue vom Himmel verspricht, und die mit 16, 17, 18 dem ganzen Zirkus ausgesetzt werden, wenn sie noch verletzlich sind und nichts haben, worauf sie zurückgreifen können. Was mit meinem Bruder geschehen ist, hat die Dinge in eine andere Richtung geleitet."

"Ich bin stolz auf die Arbeit der Organisation und spüre, dass sie durchaus Einfluss hat. Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir wirklich erkennen, wie viel es bedeutet, was wir für Kinder und Heranwachsende leisten. Doch wir erfahren schon jetzt großartige Geschichten und bekommen viel Feedback, wie viel es den Leuten persönlich bedeutet. Und wir haben schon immer gesagt, wenn wir mit unserer Arbeit auch nur ein einziges Leben retten können, dann hat sich das alles sehr gelohnt."