Bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in Marokko wird die Live-Kommunikation von VAR-Entscheidungen getestet
Der Test wurde durch die jährliche Geschäftsversammlung des IFAB im Januar 2023 beschlossen
Pierluigi Collina, Vorsitzender der FIFA-Schiedsrichterkommission, ist durch den Einsatz der Technologie in anderen Sportarten ermutigt
Bei der Weltmeisterschaft oder bei einem Freizeitspiel in einem Park irgendwo auf der Welt – die Fussballregeln sind prinzipiell immer die gleichen. Wie werden sie festgelegt und wer entscheidet darüber?
Das IFAB (International Football Association Board) ist der unabhängige Hüter der Fussballregeln und das einzige Gremium, das Änderungen an diesen Regeln festlegen darf. Das Ziel des IFAB ist es, den Fussball für Spieler, Offizielle und Fans zu verbessern und weiterzuentwickeln, und dabei gleichzeitig den Geist und die Einfachheit des Spiels zu schützen und zu stärken
Bei seiner jährlichen Geschäftsversammlung am 18. Januar 2023 im Wembley-Stadion in London folgte das IFAB den Empfehlungen der Beratungsgremien für Fussball und für Technik vom Oktober 2022. Es wurde beschlossen, dass die Live-Kommunikation der Entscheidungen von Video-Schiedsrichterassistenten (VAR) an die Öffentlichkeit – sowohl im Stadion als auch über die Fernsehsender – bei internationalen Wettbewerben zwölf Monate lang erprobt werden soll, beginnend mit der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in Marokko, die seit 1. Februar läuft.
Nach den ersten drei Spielen in Rabat und Tanger sprachen wir mit Pierluigi Collina, dem Vorsitzenden der FIFA-Schiedsrichterkommission.
"Wir haben uns zu diesem Test entschlossen, weil wir mehrere Vorschläge erhalten hatten, die Entscheidung des Schiedsrichters nach einer VAR-Intervention für alle Fussballbeteiligten, insbesondere die Zuschauer im Stadion oder vor dem Fernseher, verständlicher zu machen", erläuterte Collina.
"Da die Sprache ein Problem darstellen könnte, halten wir diese FIFA Klub-Weltmeisterschaft für perfekt, da es sich um einen mehrsprachigen Wettbewerb handelt, an dem Mannschaften und auch Zuschauer von allen sechs Kontinenten teilnehmen."
Die Fussballfans auf der ganzen Welt sehen in diesem Test sicher eine Neuerung, obwohl in einigen anderen Sportarten der Einsatz solcher Technologien zur Information der Fans über Entscheidungen der Spieloffiziellen bereits stark verbreitet ist.
"Ich kann sagen, dass es in anderen Sportarten, insbesondere in der NFL (American Football), bereits seit längerer Zeit Erfahrungen damit gibt. Es scheint, dass die Schiedsrichter sich damit recht wohlfühlen", so Collina weiter.
"Beim Fussball könnte die Sprache ein Problem darstellen, insbesondere, wenn man eine Ansage in einer Sprache machen muss, die nicht die Muttersprache ist. Das ist möglicherweise nicht immer ganz leicht. Doch diese Ansagen sind ziemlich knapp gehalten, und daher bin ich sehr zuversichtlich, dass die Schiedsrichter sich damit wohlfühlen werden."
Der Test wird bis zum Finale am 11. Februar in Rabat fortgesetzt. Schon jetzt gibt es eine Diskussion darüber, in einigen Monaten bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft in Indonesien einen weiteren Test durchzuführen. Je nach Verlauf und Erfolg der aktuellen Testphase wurde ein solches Vorgehen auch bei der FIFA Frauen-WM Australien & Neuseeland 2023™ im Juli und August nicht ausgeschlossen. Wie es weitergeht, erfahren Sie hier… Bleiben Sie am Ball.
Erläuterungen zum IFAB
Das IFAB besteht aus den vier britischen Fussballverbänden (England, Schottland, Wales und Nordirland), die jeweils eine Stimme haben, sowie der FIFA, die mit vier Stimmen die restlichen 207 Nationalen Fussballverbände vertritt. So stellen die fünf Vertreter sicher, dass die Regeln des Fussballspiels im Einklang mit der Tradition und der internationalen Realität bewahrt werden. Für die Annahme eines Antrags ist eine Dreiviertelmehrheit erforderlich.
In den letzten Jahren wurden die Beratungsgremien für Fussball (FAP) und für Technik (TAP) etabliert und mit erfahrenen Vertretern aus der Welt des Fussballs besetzt, darunter ehemalige Spieler und Schiedsrichter. Diese Gremien unterstützen und beraten die Technikkommission des IFAB bei der Entscheidungsfindung. Änderungen der Spielregeln können nur auf der jährlichen Generalversammlung (AGM) erfolgen, an denen die von den wichtigsten Vertretern des Vorstands gebildete Generalversammlung teilnimmt und die normalerweise jedes Jahr im Februar oder März abwechselnd in England, Schottland, Wales und Nordirland sowie an anderen Orten tagt, die von der FIFA im Jahr der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ festgelegt werden.