Mittwoch 24 Juli 2024, 14:00

Chikotesha: „Man muss aus jedem Spiel etwas mitnehmen“

  • Schiedsrichterin bei den Olympischen Fussballturnieren Paris 2024

  • Weiterer Meilenstein in der beeindruckenden Karriere der Sambierin

  • Auszeichnung als beste Schiedsrichterin der COSAFA

„Teilnehmen ist wichtiger als gewinnen“, sagte Baron Pierre de Coubertin, der Gründer der Olympischen Spiele, 1904 in einer Rede über die olympischen Werte. Dies gilt sicher nicht für das sambische Frauennationalteam, das bei den Spielen 2024 in Paris nach einer Medaille greifen will. Bei Landsfrau Diana Chikotesha sieht die Sache schon anders aus.

Warum? Weil die respektierte sambische Schiedsrichterin zu den 89 Spieloffiziellen (21 Schiedsrichter, 42 Schiedsrichterassistenten, 20 Video-Spieloffizielle und sechs Assistenzschiedsrichter) gehört, die von der FIFA-Schiedsrichterkommission für die Leitung der Spiele der Olympischen Fussballturniere Paris 2024 aufgeboten wurden. 45 verschiedene Nationalitäten sind im Aufgebot vertreten.

FIFA President Meets Referees -  FIFA Women's World Cup Australia & New Zealand 2023

„Ich wollte schon immer einmal bei dieser Veranstaltung dabei sein. Ich habe mich sehr über das Aufgebot gefreut“, sagt Chikotesha im Gespräch mit Inside FIFA. „Die Teilnahme bedeutet mir viel. Es ist ein sehr wettbewerbsintensives Turnier, da die besten Teams der Welt am Start sind. Das Turnier bietet viel Spektakel. Es lohnt sich, sich die Spiele anzusehen. Vor allem aber bekomme ich die Chance, noch mehr zu lernen.“

Das Aufgebot ist mehr als verdient. Es ist der Lohn für die herausragenden Leistungen dieser Ausnahmekönnerin, die jüngst zur besten Schiedsrichterin der COSAFA gewählt wurde – wenige Monate, nachdem sie als erste Frau das Finale des Afrikanischen Nationen-Pokals leiten durfte. In ihrer Heimat erhielt sie dafür am Lusaka-Flughafen einen überwältigenden Empfang.

DOHA, QATAR - JANUARY 31: Referees is seen during the theory session  of the FIFA Women's World Cup Referees Seminar II on January 31, 2023 in Doha, Qatar. (Photo by Francois Nel - FIFA/FIFA via Getty Images)

Das Geschlecht kann und darf nicht über eine erfolgreiche Karriere bestimmen – auch nicht über das Leben im Allgemeinen.

Diana Chikotesha
Schiedsrichterin aus Sambia

„Beim Finale dabei zu sein und ein Stück Geschichte zu schreiben, war unglaublich. Das werde ich nie vergessen“, erzählt sie. „Es war auch eine wertvolle Lektion. Alle Frauen, besonders jene bei Olympischen Spielen, müssen begreifen, dass das Geschlecht nicht über eine erfolgreiche Karriere bestimmen kann und darf – auch nicht über das Leben im Allgemeinen.“

Die 35-Jährige erklimmt derzeit den Schiedsrichterolymp – dank Selbstaufopferung, Fleiss und Leidenschaft. „Schon als kleines Mädchen habe ich gerne Fussball geguckt und gespielt“, erzählt sie. „2009 beschloss ich, einem Schiedsrichterteam beizutreten und Spieloffizielle zu werden. Ich habe es nie bereut!“

15 Jahre später steht sie weit oben auf der Karriereleiter und nimmt mit einem der prestigeträchtigsten Fussballwettbewerbe der Welt eine weitere Sprosse.

„Vor grossen Turnieren wie diesem fühle ich vor allem Anspannung und Vorfreude, weniger Druck“, betont Chikotesha. „Man muss mit Zuversicht, einer positiven Einstellung und dem Wunsch, aus jedem Spiel etwas mitzunehmen, an solche Turniere herangehen. Dementsprechend bereite ich mich vor. Für die Fans, die Spielerinnen, die Sponsoren und alle Beteiligten steht viel auf dem Spiel. Wir müssen dem gewachsen sein und ihre Erwartungen erfüllen.“

Vor dem historischen Afrikanischen Nationen-Pokal war Chikotesha bereits bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ im Einsatz, wo sie wertvolle Erfahrung sammeln konnte. Die Sambierin, die all diese Abenteuer erlebt hat, setzt ihren Träumen nun keine Grenzen mehr.

„Was Grossveranstaltungen anbelangt, haben mir nur noch die Olympischen Spiele gefehlt“, erklärt sie. „Danach kann ich sagen, dass ich fast alle meine Träume erfüllt habe.“

Weiter hält sie fest: „Ich möchte aber auch Vorbild sein und vielleicht ein Mädchen begleiten, das gerne Schiedsrichterin werden möchte, aber niemanden hat, mit dem es sich austauschen kann oder der es motiviert. Ich hätte grosse Lust, die Kenntnisse und Erfahrungen aus meiner Tätigkeit mit der FIFA und der CAF weiterzugeben.“

Kein schlechter Gedanke, denn bei der Leitung eines Spiels geht es immer auch um Teamgeist. Nicht umsonst lautet das offizielle Motto der Olympischen Spiele „schneller, höher, weiter – gemeinsam“.

Mexico v Germany: Group B - FIFA U-20 Women's World Cup Costa Rica 2022