Wissen Sie noch was Sie im zarten Alter von 15 Jahren gemacht haben? Vielleicht haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, wie Ihre Zukunft aussehen soll oder zum ersten Mal die große Liebe gefunden. Vielleicht können Sie sich noch genau an diese Zeit zurückerinnern, vielleicht sind diese Erinnerungen auch verblasst. Ramona Bachmann weiß ganz genau, was sie in diesem Alter gemacht hat, denn nur wenige Spielerinnen bekommen diese Möglichkeit. 2006 nahm sie mit der Schweiz an der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft in Russland teil und gehörte zu den jüngsten Spielerinnen. Vier Jahre später stand Bachmann auch bei der Turnierausgabe 2010 in Deutschland im Kader der Schweiz. Ihre Erinnerungen an diese Turniere? Glasklar!
"2006 war ein Riesenerlebnis für mich. Das schönste Erlebnis war, die Erfahrung machen zu dürfen, bei einem großen Turnier dabei zu sein. Zu sehen, wie es dort abläuft und gegen andere Nationen auf diesem Niveau zu spielen. Das ist das, was ich aus dem ersten Turnier mitgenommen habe", erklärt die Stürmerin im Dress des VfL Wolfsburg im exklusiven Interview mit FIFA.com. "Das zweite Turnier war in Deutschland. Da hatte ich mir selbst viel vorgenommen. Wir hatten uns viel vorgenommen, nachdem wir bei der EM im Jahr zuvor mit derselben Mannschaft bis ins Halbfinale gekommen sind. Das hat in Deutschland dann nicht so gut geklappt."
2010 mussten die U-20-Juniorinnen der Schweiz nach drei Niederlagen bereits nach der Gruppenphase die Heimreise antreten,ebenso wie bei Russland 2006. Mit der Karriere von Bachmann ging es hingegen steil bergauf. Anfang 2007 wechselte sie nach Schweden zu Umea IK, wo sie mit Brasiliens Superstar Marta ein kongeniales Sturmduo bildete, und gab Mitte desselben Jahres ihr Debüt in der Nationalmannschaft. Karriereschritte, die zeigen, wie wichtig diese Turniere für ihre Entwicklung waren.
Auftritt auf der ganz großen Bühne "Wenn man bedenkt, dass ich im letzten Jahr bei der WM in Kanada gespielt habe...", bestätigt die heute 25-Jährige und fügt hinzu: "Es ist natürlich nochmal etwas anderes, da das Niveau noch einmal höher ist. So eine Erfahrung vorher gemacht zu haben, egal ob U-17, U-19 oder U-20, ist bestimmt von Vorteil. So ein Turnier verläuft ähnlich. Man hat viele Spiele in kurzen Abständen, muss darauf achten sich gut zu ernähren und zu regenerieren. Man spielt zu diesem Zeitpunkt gegen die Besten aus anderen Nationen und kann einiges dazulernen, da man sieht wie hoch die Messlatte liegt. Man sieht darüber hinaus, wo vielleicht noch das eine oder andere fehlt, woran man noch arbeiten muss, um international auf Top-Niveau bestehen zu können."
Seit ihrem Auftritt in Russland avancierte Bachmann dank ihrer technischen Fertigkeiten und ihrer großen Spielintelligenz gepaart mit einer beeindruckenden Dynamik zu einer der besten Spielerinnen ihres Heimatlandes und ist aus der Nationalmannschaft nicht mehr wegzudenken. Dort übernimmt sie an der Seite von Lara Dickenmann immer mehr Verantwortung. Bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015 stellte die Schweizer Fussballerin der Jahre 2009 und 2015 ihre Qualitäten jedoch erstmals auch auf der ganz großen Bühne unter Beweis. Mit drei Toren und zwei Vorlagen hatte sie maßgeblichen Anteil daran, dass die Schweiz bei ihrem Turnierdebüt gleich das WM-Achtelfinale erreichte.
Neben dem Debüt bei der WM, brachten die Schweizerinnen nach dem sechsten Sieg im sechsten Qualifikationsspiel auch die erstmalige Teilnahme an einer UEFA Frauen-EM unter Dach und Fach. Gegen die Tschechische Republik feierten die Eidgenossinnen einen souveränen 5:0-Sieg und können zwei Runden vor dem Ende der Qualifikation nicht mehr von der Spitze in der Gruppe 6 verdrängt werden. Außerdem ist die Schweiz mit Rang 15 in der aktuellen FIFA/Coca-Cola-Frauenweltrangliste so gut platziert wie nie zuvor. Erfolge, die auch auf die Nachwuchsarbeit im Alpenland zurückzuführen sind.
Erfolgsfaktor Voss-Tecklenburg "Seit das Ausbildungszentrum eröffnet wurde, in dem ich auch war, sieht man einen Fortschritt", erklärt Bachmann. "Natürlich dauert das, wir waren damals 13, 14 Jahre alt. Mittlerweile spielen einige, die das Ausbildungszentrum durchlaufen haben, in der A-Nationalmannschaft, oder in den U-Mannschaften und sind nun auf dem Weg nach oben. Man hat einen großen Schritt nach vorne gemacht."
Dass sich die Frauennationalmannschaft in den letzten Jahren derart verbessert hat, liegt in ihren Augen auch an Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg. "Sie hat einen großen Anteil an diesen Erfolgen. Sie strahlt etwas aus, versteht einfach sehr viel vom Fussball, hat die Gabe dieses Wissen den Spielerinnen zu vermitteln und eine gute Rollenverteilung in der Mannschaft. Ich persönlich finde das sehr wichtig. Alle wissen genau, was zu tun ist", beschreibt sie ihre Trainerin.
"Sie ist auch sehr gut darin, uns Selbstvertrauen zu geben. Sie kam zu uns in die Schweiz und hat gesagt: 'Ihr seid so gut'. Damals hatten wir noch gar keine Erfolge. Sie hat ein bisschen die deutsche Mentalität mitgebracht und uns daran glauben lassen, dass wir wirklich gut sind und etwas können. Mittlerweile sieht man ja, was für einen großen Schritt wir gemacht haben. Wir spielen sehr guten Fussball."
Das gilt auch für die Goalgetterin aus Malters, die zweimal zur wertvollsten Spielerin Schwedens gewählt wurde und für die alles mit einer U-20-Frauen-WM im Jahr 2006 begann...