August 'Agge' Rosenmeier
"Hingabe, Leidenschaft und harte Arbeit"
Von seinem ersten Vertrag als Nebenjob, über Verträge mit Paris Saint-Germain und Hashtag United zu seinem Heimatverein FC Kopenhagen
Die dänische FIFA eSports Legende August 'Agge' Rosenmeier im Interview
Champion in 2014 und 6-maliger Grand Finalist: August Rosenmeier ist seit Jahren einer der erfolgreichsten und konstantesten FIFA Spieler der Welt.
Wir haben uns mit ihm über seine Anfänge, seinem neuen Verein sowie über seine Grand Final Teilnahmen unterhalten.
Wer hat Dich erstmals zum FIFA eSports gebracht? Das ist eine witzige Geschichte, die ich immer gerne erzähle. Mein Bruder kaufte sich damals eine PlayStation und EA Sports FIFA 2002. Ich wurde ein großer Fan des Spiels und habe mich immer, wenn ich früher als mein Bruder heimgekommen bin, in sein Zimmer geschlichen, um zu spielen. Ein paar Jahre später war ich deutlich besser als er, deswegen hat er mich für ein Qualifikations-Event der dänischen Meisterschaft angemeldet. Danach folgte meine erste Grand Final Teilnahme in Dubai und nach meiner zweiten Teilnahme in Folge, bekam ich meinen ersten Vertrag.
Du hast gerade einen Vertrag bei "The North“/FC Kopenhagen" unterschrieben - Was bedeutet Dir dieser neue Schritt? Das bedeutet mir eine Menge. Hashtag United war wie eine Familie für mich und sie haben mir geholfen meine Leidenschaft wieder zu entdecken und mich zu unterstützen, wieder der Beste zu werden. Ich bin Spencer Owen und allen Leuten bei Hashtag United sehr dankbar für die tolle Zeit. Jetzt in Kopenhagen ein Vollzeit-Set-up zu haben, meine Familie und Freunde zu sehen und Fussball im Verein zu spielen bedeutet mir sehr viel. Eine feste Struktur zu haben, um bestmöglich zu spielen ist glaube ich etwas, was oft unterschätzt wird.
Du erwähntest, dass Dein Bruder ein Vorbild für Dich ist - Wieso das? Ich bin sehr dankbar, dass er mich für mein erstes Event angemeldet hat und mir so die Chance gegeben hat, meine Fähigkeiten anderen Leuten zu zeigen. Er hat immer einen Rat für mich parat und speziell nach meinem Titel in Rio hat er mir geholfen weiterhin hart zu arbeiten und so zu bleiben wie ich bin. Ohne ihn hätte ich sicher nicht so eine erfolgreiche Karriere. Es geht nicht nur darum, wie gut du im Spiel bist, sondern auch wie du dich außerhalb davon benimmst, er hat mir dabei sehr geholfen.
Wie hat FIFA eSports Dein Leben verändert? Ich hatte niemals angenommen, dass wir an einen Punkt kommen, wo die Szene so groß ist. Als ich meinen ersten Vertrag hatte, war es ein guter Job neben dem Studium und plötzlich wurden mehr und mehr Turniere ausgetragen und es wurde möglich, das als Vollzeit-Job auszuführen - was mir damals Paris Saint-Germain ermöglichte. So viele Spieler sind mittlerweile Teil der kompetitiven Szene und FIFA und EA Sports haben es geschafft eine Plattform und eine gute Struktur zu schaffen.
Du spielst auch Fussball auf dem Feld - Wo spielst Du und wie nimmt Dein Team deine eSports Aktivitäten wahr? Aktuell spiele ich in der viertbesten dänischen Liga und es ist durchaus schwierig eine Balance zu finden. Wir sind zwar ein kleiner, lokaler Verein, aber wir spielen aktuell sehr erfolgreich und würden gerne aufsteigen. Es ist manchmal hart FIFA eSports und Fussball zeitlich zu vereinen, da ich durch die Global Series oft unterwegs bin.
Wie war Dein erstes Grand Final? 2012 in Dubai war ich noch ein absolut unbekannter Teilnehmer. Es war überwältigend in einer so beeindruckenden Stadt zu spielen und es war alles sehr ungewohnt für mich - auch, dass man den Weltmeistertitel in greifbarer Nähe hat. Ich habe dort sehr viel gelernt und kann mich glücklich schätzen, mich für weitere Grand Final qualifiziert zu haben.
Was war für Dich von größerer Bedeutung: Dich das erste Mal zu qualifizieren oder die Rückkehr zum Grand Final 2018, nachdem das Jahr davor sehr durchwachsen war? Beides war sehr wichtig für mich. Das erste Grand Final war das Wichtigste für mich, aber auf der anderen Seite war es ein Ausrufezeichen, mich für das Grand Final 2018 zu qualifizieren, um zu zeigen, dass ich nach wie vor zu den besten Spielern zähle - auch wie ich mich qualifiziert habe, hat es zu etwas Besonderem gemacht. Es ist schwer zu sagen, aber die Qualifikation für das Grand Final in Dubai war etwas ganz besonderes - aber beide Teilnahmen haben einen sehr hohen Wert für mich.
Welches war das erfolgreichste Grand Final? Als ich in Rio de Janeiro gewonnen habe, hatte ich von Anfang an das Gefühl zu gewinnen. Alle guten Dinge sind drei, sagen wir in Dänemark und jedes Puzzleteil hat einfach gepasst. Ich war äußerst gut vorbereitet und sehr emotional, als ich den Titel gewonnen habe. Das war definitiv einer der besten Momente meines Lebens, das werde ich nie vergessen.
Und welches war das enttäuschendste Grand Final? Es ist hart sich zwischen 2015 und 2016 zu entscheiden. Ich frage mich immer, wie ich es nicht geschafft habe, in 2015 als erster Spieler zwei aufeinanderfolgende Titel zu gewinnen. Ich habe fast alle Spiele gewonnen, aber ich konnte das Turnier nicht gewinnen. 2016 war aber noch enttäuschender, da ich das Jahr über sehr dominant war. In der Gruppenphase auszuscheiden war sehr enttäuschend, vor allem da ich wusste, dass ich es hätte besser machen können.
Wie würdest Du Dein erstes und letztes Grand Final miteinander vergleichen? Die Spieler sind mittlerweile deutlich fokussierter auf die Spiele und das Turnier. Dieses Jahr hatten wir ein großartiges Set-up und alle Umstände haben sich verbessert: Wir hatten unseren eigenen Bereich, viele Schiedsrichter und deutlich mehr Zuschauer. Und das ist erst der Anfang von etwas, das noch viel größer in der Zukunft wird.
Wen würdest Du selber als FIFA eSports Legende bezeichnen? Da gibt es viele Spieler. Bruce Grannec hat mich definitiv inspiriert und er zeigte mir, wie man sich verhält - bei Siegen und besonders bei Niederlagen - er ist einer der bescheidensten Spieler und hat einen perfekten Sportsgeist. Weitere Spieler sind Ivan Lapanje, ein guter Freund von mir, der mich damals unter seine Fittiche nahm. Und Spencer Ealing. Kaum ein anderer Spieler investiert mehr Zeit und er revolutionierte das Spiel mit seinem sehr unterhaltsamen und aggressiven Spielstil. Zudem ist Alshehri ein Spieler, den ich sehr respektierte und der eine tolle Person und ein überragender Spieler ist.
Wir hatten 2 dänische Champions in den letzten 4 Jahren und Brondby als zweimaligen FeCWC Champion - Was macht die Community in Dänemark so stark? Die Community in Dänemark ist großartig, die Leute kennen sich sehr gut, jeder ist sehr motiviert sich zu verbessern und wir haben viele lokale Turniere. Wir sind allgemein auch eine sehr eSports fokussierte Nation, z. B. bieten wir Studiengänge an, die es ermöglichen nebenbei professionell zu spielen. Die Struktur und die Community ist sehr gut und wir haben viele junge Spieler, die sehr begeistert und talentiert sind.
Was sind Deine Tipps? Hingabe, Leidenschaft und harte Arbeit sind meine drei Haupt-Tipps. Man muss viel Zeit - vor allem am Wochenende - investieren, man lernt viel, wenn man gegen andere gute Spieler spielt und es ist auch sehr wichtig an lokalen Turnieren teilzunehmen, da der Druck dort ein ganz anderer ist. Zudem braucht man eine starke Mentalität und möglichst viel Erfahrung.
Wer könnte der neue Star in 2019 werden? Ein Spieler hat das Potenzial dafür - er ist eine tolle Person und hat die richtige Mentalität: Ryan Pessoa von Hashtag United. Er hat mich sehr beeindruckt, da er immer sehr ruhig bleibt. Ein weiterer Spieler ist 'Marcuzo' - er verliert selten gegen die besten Spieler.