Freitag 01 April 2016, 08:28

Arrigo Sacchis beste Sprüche

Arrigo Sacchi nimmt auch heute kein Blatt vor den Mund. Im Alter von 70 Jahren gilt der "Prophet aus Fusignano", wo er geboren wurde, nach wie vor als einer der besten italienischen Trainer aller Zeiten.

Um den Einfluss zu illustrieren, den er auf die Entwicklung des Spiels in Italien gehabt hat, genügt ein kleines Ratespiel: Welche Gemeinsamkeit haben Carlo Ancelotti, Franck Rijkaard, Marco van Basten, Roberto Donadoni, Ruud Gullit, Mauro Tassotti und viele andere? Sie alle waren ehemalige Spieler unter Sacchi und wurden später erfolgreiche Trainer. "Wir sind die Trainer der Trainer."

Er lässt nach wie vor keine Gelegenheit aus, um seine Meinung über Spieler, Trainer und allgemein über alles, was den Fussball betrifft, zum Besten zu geben. "Der Fussball ist und wird immer das einzige Thema sein, über das ich reden kann", sagte er. FIFA.com hat anlässlich seines 70. Geburstages, am 1. April 2016, seine berühmtesten Sprüche festgehalten.

"Ich habe im Alter von 19 Jahren aufgehört, Fussball zu spielen, da ich schnell gemerkt habe, dass ich niemals ein Champion werden würde." Eine Erklärung für sein frühzeitiges Karriereende, in der bereits sein Anspruch steckt: Meister oder nichts

"Ich habe nicht gewusst, dass man erst ein Pferd gewesen sein muss, um Jockey zu werden." Der Beweis, dass ein Trainer erfolgreich sein kann, ohne Spieler gewesen zu sein

"Ein Land, in dem die Klubs einen Ringeltanz mit Trainern veranstalten. Das sind keine Mannschaften, sondern Türme zu Babel, in denen viele verschiedene Hände bisweilen diametral entgegengesetzte Ergebnisse erzielen." Für seinen Geschmack werden die Trainer in der Serie A zu schnell entlassen

"Heute wird man eher nach den Ergebnissen als nach der Qualität seiner Arbeit bewertet. Doch ein Wolkenkratzer ist noch nie an einem Tag erbaut worden. Eine Hütte, ja." Eine der ständigen Forderungen Sacchis: den Trainern mehr Zeit geben

"Als ich bei Milan ankam, sagte Berlusconi zu mir: 'Ich gebe dir drei Jahre', und ich antwortete: 'Das ist zu viel.' Denn tatsächlich geben dir die Leute nie viel Zeit, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein" Er sollte nur ein Jahr benötigen, um italienischer Meister zu werden, und zwei, um den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen

"Gott hat ihm alles mitgegeben, und er nutzt es nicht. Bei mir garantiere ich euch, dass er trainieren wird. Auch wenn er der Beste ist – ein Spieler, der nicht arbeitet, interessiert mich nicht. Ich möchte Spieler, die mit Leidenschaft, Disziplin und Motivation trainieren." Über Ronaldinho in seiner Zeit beim AC Mailand

"Ich denke, dass Mario Ballotelli noch reifen muss, und das sollte er schnell tun. Gott hat ihm großartige fussballerische Qualitäten mitgegeben, und er ist gerade dabei, sie durch sein Benehmen zu verschleudern." Ein anderer Spieler, ähnliche Worte nur wenige Jahre später

"Barcelona hatte sich mit der Verpflichtung von Ibrahimovic geirrt. Er ist ein Einzelgänger. Ich habe damals zu Pep Guardiola gesagt, dass er den besten Solisten der Welt gekauft habe." Das kollektive Talent zählt für Sacchi mehr als das individuelle Talent

"Juventus hat mit der Verpflichtung von Pirlo, und das auch noch gratis, ein dickes Geschäft gemacht. Pirlo, das ist der Klassenbeste." Hommage an den mannschaftsdienlichsten Spieler schlechthin

"Ein Team kann nur aufgebaut werden, wenn alle dieselbe Sprache sprechen und wenn alle zu kollektivem Spiel fähig sind. Alleine erreicht man gar nichts, oder nur flüchtige Erfolge. Ich verweise oft auf einen Spruch von Michelangelo: 'Der Geist führe die Hand' Eine Philosophie

"Mein Milan war außergewöhnlich, denn es waren nicht nur großartige Profis dabei, es herrschte auch der Wille, gemeinsam Spaß zu haben." Über seine Zeit beim AC Mailand, in der die Stars füreinander spielten

"Diese katalanische Mannschaft ist nicht einfach nur eine Mannschaft. Sie ist eine Kultur. Das Spiel, die Harmonie, die jungen Talente – alles steht im Dienste derselben Idee." Über den FC Barcelona von Pep Guardiola, der mit dem AC Mailand unter Sacchi verglichen wurde

"Das Doping des FC Barcelona ist seine Spielkultur. In meiner Zeit bei Milan habe ich dasselbe Gerede gehört. Wir rannten nicht mehr als die anderen, sondern wir rannten besser." Eine weitere Ähnlichkeit: derselbe Vorwurf und dieselbe Antwort

"Das gibt es nur in Italien, dass man sich erlauben kann, solche Dinge zu sagen. Es ist undenkbar, ein besseres Ergebnis als sein Gegner zu erzielen, indem man schlechter spielt als er." Über die Kultur des Ergebnisses, die höher geschätzt wird als die Kultur des Spiels

"Der italienische Fussball ist ein Fussball der Angst, man greift zu zweit an und verteidigt zu zehnt. Die Jungen sitzen auf der Bank und die Menschen gehen nicht mehr ins Stadion." Eine bittere Bilanz des italienischen Fussballs in den 2000er Jahren

"Ich sah gestern ein Spiel von Milan und ich dachte bei mir, dass einige Spieler in meinem Alter sein müssen." Nach einem Spiel des AC Mailand in der Saison 2011/12

"Neulich sah ich bei der U-15 zu – Jungs im Alter von 14 Jahren – und die Verteidiger machten nichts anderes, als den ihnen zugeteilten Stürmer zu decken. Sie sind bereits Spezialisten, sie haben keinen Spaß am Spiel. Das ist Leiden, keine Freude. Das ist nicht Fussball. Wenn jemand die ganze Zeit immer nur dasselbe macht, wird er in dieser Sache sehr gut werden. Aber besteht der Fussball nur aus einer einzigen Sache?" Der heutige Verantwortliche für die Nachwuchsmannschaften will Denkweisen ändern

"Florentino Perez liebte Spieler von hoher Qualität. Eines Tages fragte ich ihn also nach seiner idealen Mannschaft. Er stellte Beckham als Linksverteidiger auf und steckte Zidane in die Innenverteidigung, da er haufenweise Stürmer und Spielmacher hatte! Florentino ist ein Großer, und seine Amtszeit wird in die Geschichte eingehen." Über seine Zeit als Sportdirektor bei Real Madrid

"Ein Maestro, der einen Stil vorgibt. Er muss Qualität anstreben, nicht das Oberflächliche und Leichte. Ich gehe nicht wegen der Bäckerin in die Bäckerei, sondern wegen des Brots. Immer das Maximum fordernd, streng – das ist ein Maestro." Seine Definition eines Trainers